Weihnachtskonzert 2018, Tritonus BadenSams­tag, 22. 12. 2018, 19.30 Uhr
Con­gress Casino Baden

Mit Wer­ken von:
W. A. Mozart, A. Vivaldi,
G. F. Hän­del, E. Hum­per­dinck,
H. Ber­lioz, Ch. Gounod,
J. Mas­se­net u.a.

Vio­line: Katha­rina Dobro­vich
Vio­lon­cello: Carola Krebs
Sopran: Cor­ne­lia Hübsch
Bass: Wolf­gang Bankl
Phil­har­mo­ni­sches Orches­ter Györ
Diri­gent: Nor­bert Pfaf­fl­meyer

Ticket­ser­vice Con­gress Casino Baden
E‑Mail: tickets.ccb@casinos.at

Tele­fon: 02252 – 444 96 444

Direkt: Mo – Sa: 13.00 – 19.00 Uhr; So: 13.00 – 18.00 Uhr; an Ver­an­stal­tungs­ta­gen ist die Abend­kassa bis 20.00 Uhr geöff­net. Rest­kar­ten an der Abend­kasse. Con­gress Casino Baden; Kai­ser Franz Ring 1; 2500 Baden

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Weih­nachts­kon­zert 2018

Im August 1791, als sich Wolf­gang Ama­deus Mozart bereits mit­ten in der Arbeit an der „Zau­ber­flöte“ befand, erreichte ihn der Auf­trag der böh­mi­schen Stände, für die am 6. Sep­tem­ber statt­fin­dende Krö­nung Kai­ser Leo­pold II. zum böh­mi­schen König in Prag, eine fest­li­che Oper auf den Text des Hof­dich­ters Pie­tro Metasta­sio „La cle­menza di Tito“ zu kom­po­nie­ren. Trotz kör­per­li­chen Unwohl­seins unter­zog sich Mozart die­ser Auf­gabe und bin­nen 18 Tagen (!) war die Oper fer­tig und in Prag ein­stu­diert. Anfangs fand sie beim Publi­kum nicht den erhoff­ten Erfolg – die opera seria, und eine sol­che ist „Titus“, war damals bereits aus der Mode – das Pra­ger Publi­kum hatte schon „Le nozze di Figaro“ und „Don Gio­vanni“ mit Begeis­te­rung auf­ge­nom­men. Die Kai­se­rin Marie Louise, Toch­ter von König Karl von Nea­pel-Sizi­lien, ließ sich sogar zu der ver­nich­ten­den Kri­tik „una por­che­ria tede­sca“ (eine deut­sche Schwei­ne­rei) hin­rei­ßen – ob sie eine Fach­frau war, wis­sen wir nicht. Am 7. Okto­ber 1791 berich­tet Mozart jeden­falls sei­ner Kon­stanze über die glän­zende Auf­nahme der Vor­stel­lung am 30. Sep­tem­ber. Lange Jahr­zehnte wurde diese Oper wenig gespielt, erst zu Ende des 20. Jahr­hun­derts wurde sie wie­der der Ver­ges­sen­heit ent­ris­sen und fin­det sich heute in vie­len Spiel­plä­nen.

Die Kan­tate zum ers­ten Weih­nachts­fei­er­tag „Unser Mund sei voll Lachens“ BWV 110 von Johann Sebas­tian Bach ent­stand 1734, in dem Jahr, in dem er auch sein Weih­nachts­ora­to­rium“ kom­po­nierte. Die Bass­a­rie aus die­ser Kan­tate „Wacht auf ihr Adern und ihr Glie­der“ ist ein beson­de­res Zuckerl für ein Weih­nachts­kon­zert!

Anto­nio Vivaldi, am 4. März 1678 in Vene­dig gebo­ren, war ein Viel­schrei­ber. Er hatte sich früh für den geist­li­chen Stand ent­schie­den, ver­stand es aber, sich des Mess­le­sens aus Gesund­heits­grün­den zu ent­zie­hen. Als her­vor­ra­gen­der Gei­ger wurde er am „hos­pi­tale della pietá“ in Vene­dig ange­stellt und hatte in die­sem Erzie­hungs­in­sti­tut für Mäd­chen Musik­un­ter­richt zu ertei­len. Die­ser Musik­un­ter­richt umfasste Instru­men­tal­un­ter­richt, aber auch Chor­ge­sang und Orches­ter­übun­gen. Das Orches­ter della pietá war ob sei­ner her­vor­ra­gen­den Qua­li­tät beson­ders beliebt und brachte im Laufe der Jahre unzäh­lige Instru­men­tal­werke Vival­dis zur Urauf­füh­rung. Nur wenige der Vivaldi’schen Kon­zerte wur­den gedruckt, denn ihr Schöp­fer zog es vor, das Noten­ma­te­rial sei­ner Werke selbst zu ver­lei­hen und selbst dafür zu kas­sie­ren. Ein beson­de­rer Schwer­punkt des Instru­men­tal­un­ter­richts am ospe­dale della pietá war neben der Geige das Vio­lon­cello. Neben eini­gen Dop­pel­kon­zer­ten mit Vio­lon­cello, wie dem heute erklin­gen­den, hat Vivaldi über 25 Vio­lon­cel­lo­kon­zerte hin­ter­las­sen. Bei einem fest­li­chen Kon­zert am ospe­dale in Anwe­sen­heit des Kai­sers Karl VI. wurde Vivaldi die­sem vor­ge­stellt und von ihm nach Wien ein­ge­la­den. Als der Kom­po­nist 1740 nach Wien kam, starb der Kai­ser wenige Tage spä­ter. Vivaldi blieb zwar in Wien, konnte aber nicht mehr Fuß fas­sen und starb völ­lig ver­armt am 28. Juli 1741. Das Armen-Begräb­nis am „Spit­ta­ler Fried­hof“, dem Got­tes­acker um die Karls­kir­che, galt dem „weltl. Pries­ter“ Anto­nio Vivaldi – dass es sich dabei um den bekann­ten Kom­po­nis­ten han­delte, wurde erst viel spä­ter bekannt.

Kom­po­si­tio­nen des gro­ßen Barock­kom­po­nis­ten Georg Fried­rich Hän­del dür­fen in kei­nem Weih­nachts­kon­zert feh­len. Die drei heute erklin­gen­den Werke bezeich­nen seine drei Haupt­schaf­fens­ge­biete: das „Con­certo grosso“, ein Haupt­werk aus der Instru­men­tal­mu­sik-Phase sei­nes Schaf­fens, eine Arie aus der Oper „Rinaldo“ aus der der Oper gewid­me­ten Zeit in Rom und Lon­don, und schließ­lich ein zün­den­des Orches­ter­stück aus dem Ora­to­rium „Solo­mon“ aus der spä­ten Lon­do­ner Zeit. Der am 21. Februar 1685 (dem Geburts­jahr Johann Sebas­tian Bachs) in Halle an der Saale gebo­rene Kom­po­nist stu­dierte in sei­ner Hei­mat­stadt, wurde dort auch 1702 (sieb­zehn­jäh­rig) als Orga­nist ange­stellt und begab sich schon 1706 auf eine Ita­li­en­reise, in deren Ver­lauf er in Flo­renz und Rom große Erfolge als Kom­po­nist von Opern und latei­ni­scher Kir­chen­mu­sik erzielte. 1710 wurde Hän­del als Kapell­meis­ter an den Hof des Kur­fürs­ten von Han­no­ver ver­pflich­tet, von wo er bereits 1712 nach Lon­don über­sie­delte. Köni­gin Anna, die als ihren Nach­fol­ger und Erben bereits den Kur­fürs­ten von Han­no­ver ein­ge­setzt hatte, wes­halb Hän­dels unent­schul­digte Abreise aus Han­no­ver nicht gesühnt wurde, setzte ihm bereits 1713 eine lebens­lange Rente von 200 Pfund jähr­lich aus. Bereits 1714 wurde der Kur­fürst von Han­no­ver zum eng­li­schen König Georg I. gekrönt. Zu einer „König­li­chen Was­ser­fahrt“ auf der Themse erklang im sel­ben Jahr die „Was­ser­mu­sik“ in drei­ma­li­ger Auf­füh­rung. Nach zwei Jahr­zehn­ten mit unge­zähl­ten Tri­um­phen als Opern­kom­po­nist, wurde das Lon­do­ner Publi­kum der Oper über­drüs­sig, Hän­del ver­legte sich auf die Kom­po­si­tion von Ora­to­rien, mit denen er ebenso erfolg­reich wurde. Eine Auf­füh­rung sei­nes welt­weit bekann­tes­ten Wer­kes, des „Mes­sias“ am 6. April 1759 zeigte Hän­del ein letz­tes Mal in der Öffent­lich­keit. Am 14. April 1759 ver­starb er und wurde in der West­mins­ter Abbey bei­gesetzt.

Engel­bert Hum­per­dincks Oper „Hän­sel und Gre­tel“, das ein­zige Werk des nahe Köln in Sieg­burg am 1. Sep­tem­ber 1854 gebo­re­nen Kom­po­nis­ten, das heute noch in man­chem Opern­haus im Reper­toire zu fin­den ist, wird gerne in der Vor­weih­nachts­zeit vor allem für Kin­der auf­ge­führt. Hum­per­dinck, ein Wag­ner­fa­na­ti­ker, der sogar in Bay­reuth für den Meis­ter tätig gewe­sen war, hatte zahl­rei­che Opern kom­po­niert, die beson­ders in Deutsch­land gro­ßen Erfolg hat­ten, aber heute wer­den nur noch ein­zelne Arien im Rund­funk gesen­det. Im Alter hoch geehrt starb Hum­per­dinck am 27. Sep­tem­ber 1921.

Jules Mas­se­net, gebo­ren am 12. Mai 1842 in Mon­taud (Dep. Loire), gestor­ben am 13. August 1912 in Paris, Kind einer wohl­ha­ben­den Unter­neh­mer­fa­mi­lie, durch­lief eine klas­si­sche Aus­bil­dung am Lycée Saint-Louis und hatte das Glück, bereits 1861 als Schü­ler Ambroise Tho­mas’ am Con­ser­va­toire auf­ge­nom­men zu wer­den. Er schrieb eine Unzahl erfolg­reichs­ter Opern, die auch heute noch welt­weit gespielt wer­den (z.B. „Manon“). Die „Medi­ta­tion“, eine Zwi­schenakt­mu­sik aus sei­ner Oper „Thais“, wurde durch viele Gei­gen­vir­tuo­sen zu einer der bekann­tes­ten Melo­dien des Meis­ters.

Der am 17. Juni 1818 in Paris gebo­rene Charles Fran­cois Gounod ver­lor bereits fünf­jäh­rig sei­nen Vater, wes­halb seine Erzie­hung in den Hän­den sei­ner Mut­ter, einer von Louis Adam (dem Vater des bekann­ten Kom­po­nis­ten) aus­ge­bil­de­ten Pia­nis­tin lag. Sie för­derte seine musi­ka­li­schen Anla­gen und bestärkte ihn, sich um den Rom-Preis, ein Sti­pen­dium für einen ein­jäh­ri­gen Stu­di­en­auf­ent­halt in Rom, zu bewer­ben. Beim zwei­ten Anlauf errang Gounod das Sti­pen­dium und reiste nach Rom, wo er end­lich der Bevor­mun­dung durch die Mut­ter ent­zo­gen war und sich selb­stän­dig ent­wi­ckeln konnte. Einer­seits kam er dem Katho­li­zis­mus sehr nahe, er erwog ernst­haft Pries­ter zu wer­den, ande­rer­seits wurde ihm durch Fanny Hen­sel, die Schwes­ter von Felix Men­dels­sohn-Bar­tholdy, seine Musi­ka­li­tät in Erin­ne­rung geru­fen, die Musik Bachs und Beet­ho­vens nahe­ge­bracht und der Weg zur Oper auf­ge­zeigt. Die Rück­reise von Rom nach Paris erfolgte über Wien, wo Gounod Auf­träge für ein Requiem und eine Messe, die Ostern 1843 in der Karls­kir­che auf­ge­führt wurde, erhielt, und Ber­lin und Leip­zig, wo ihn Fanny Hen­sel und ihr Bru­der auf­nah­men und betreu­ten. Zurück in Paris besorgte ihm die Mut­ter eine Stelle an der église des mis­si­ons étran­gè­res, wo er sich mit der Musik von Bach und Pal­estrina aus­ein­an­der­setzte. Die Freund­schaft zu der gro­ßen Sän­ge­rin Pau­line Viar­dot brachte ihn zur Opern­kom­po­si­tion. Neben zahl­lo­sen Opern, die nicht wirk­lich erfolg­reich wur­den, ent­stan­den sol­che, wie „Faust“, „die Köni­gin von Saba“ oder „Romeo et Juli­ette“, die Gounod zum welt­be­rühm­ten Kom­po­nis­ten auf­stei­gen lie­ßen. Seine „Medi­ta­tion sur le 1er pré­lude de piano de J.S. Bach“ wurde in der Vokal­fas­sung das berühmte „Ave Maria“. Die Juwe­len­arie der Mar­gue­rite aus „Faust“ wurde zu einer Zug­num­mer jeder Kolo­ra­tur­so­pra­nis­tin. Gounod starb am 18. Okto­ber 1893 in Saint-Cloud bei Paris.

Die Reihe der gro­ßen fran­zö­si­schen Kom­po­nis­ten wird mit Gabriel Fauré , der am 12. Mai 1845 in Pamiers (Ariège) gebo­ren wurde und am 4. Novem­ber 1924 in Paris starb, fort­ge­setzt. Er war zwar nicht so berühmt wie Gounod oder Mas­se­net, er schrieb auch keine Opern, bes­ten­falls Schau­spiel­mu­si­ken, aber er wurde einer der wich­tigs­ten Weg­be­rei­ter des musi­ka­li­schen Expres­sio­nis­mus in Frank­reich. Als Lei­ter der Klasse für Kom­po­si­tion am Pari­ser Con­ser­va­toire war er Leh­rer von Mau­rice Ravel, George Enescu, Nadia Bou­lan­ger und Edouard Lalo. Fauré begeis­terte als Pia­nist mit der Inter­pre­ta­tion eige­ner und frem­der Werke, seine Lied­kom­po­si­tio­nen gehö­ren zum Reper­toire der gro­ßen Lied­in­ter­pre­ten, seine eher klei­nen Orches­ter­werke sind in Frank­reich sehr popu­lär gewor­den. Die Ele­gie op.24 hat Fauré im Jahr 1880 für Vio­lon­cello und Kla­vier kom­po­niert und war von Anfang an ein gro­ßer Erfolg. Die vom Kom­po­nis­ten orches­trierte Ver­sion, die wir beim dies­jäh­ri­gen Weih­nachts­kon­zert hören, wurde 1901 in der Société Natio­nal urauf­ge­führt – mit Pablo Casals als Solist und dem Kom­po­nis­ten als Diri­gent.

Mit dem Stall von Beth­le­hem, „L’étable de Beth­léem“ aus dem Ora­to­rium „L’ enfance du Christ“ des Fran­zo­sen Héc­tor Ber­lioz endet die­ses Weih­nachts­kon­zert. Ber­lioz wurde am 11. Dezem­ber 1803 in La Cote-Saint-André (Isère) in eine wohl­ha­bende Arzt­fa­mi­lie gebo­ren. Der Vater legte größ­ten Wert auf seine huma­nis­ti­sche Bil­dung. Nach kur­zer Zeit in der Grund­schule über­nahm der Vater selbst den Unter­richt sei­nes Soh­nes. So erhielt er eine her­vor­ra­gende Bil­dung in Latein, Fran­zö­sisch, Geschichte, Ana­to­mie und Musik. Selbst­ver­ständ­lich lernte er auch diverse Instru­mente und jeden Sonn­tag wurde Streich­quar­tett gespielt, in ers­ter Linie Werke von Ignaz Joseph Pleyel. 1821 über­sie­delte Ber­lioz nach Paris, wo er neue Erfah­run­gen machen konnte. Er kam mit der Welt der Oper in Kon­takt und konnte die Musik Beet­ho­vens ken­nen­ler­nen, die ihn zutiefst beein­druckte. 1830 gewann Ber­lioz den Rom­preis und reiste nach Ita­lien. Er begann sich als Opern­kom­po­nist Lor­bee­ren zu ver­die­nen, nach­dem er bereits vor der Rom­reise in Frank­reich mit sei­ner „Sym­pho­nie fan­tas­tique“ gro­ßen Erfolg gehabt hatte. Das Duett aus dem 1854 ent­stan­de­nen Ora­to­rium „L’ enfance du Christ“, führt uns zurück zum Weih­nachts­ge­sche­hen, auf das das heu­tige Kon­zert vor­be­rei­ten will.

Allen Zuhö­rern und Mit­wir­ken­den ein geseg­ne­tes, freud­vol­les und fried­li­ches Weih­nachts­fest!

Dr. Alfred Wil­lan­der