Tritonus Baden: Wagner und VerdiSams­tag 19.10.2013, 19.30 Uhr
Con­gress Casino Baden

Arien aus: Tann­häu­ser, Lohen­grin, Die Meis­ter­sin­ger von Nürn­berg, Aida, Don Car­los, Der Trou­ba­dour, La Tra­viata u.a.

Diri­gent: Nor­bert Pfaf­fl­meyer

Mar­tinu – Phil­har­mo­nie Zlin

Alex­an­dra Rein­precht (Sopran)
Her­bert Lip­pert (Tenor)
Wolf­gang Bankl (Bass)

Ticket­ser­vice Con­gress Casino Baden:
Inter­net: www.ccb.at
E‑Mail: tickets.ccb@casinos.at
Tele­fon: 02252 – 444 96 444
Direkt: Mo – Sa: 15.00 – 20.00 Uhr Con­gress Casino Baden

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Giu­seppe Verdi und Richard Wag­ner. Jah­res­re­gen­ten 2013

Die bei­den musi­ka­li­schen Haupt-Jah­res­re­gen­ten, es gibt deren auch noch andere, schei­nen dia­me­tral ver­schie­den zu sein. Der eine Ita­lie­ner, der andere Deut­scher. Das scheint im Zeit­al­ter des Natio­na­lis­mus, da auch Ita­lien sich aus der öster­rei­chi­schen Vor­herr­schaft löste, ein unüber­brück­ba­rer Unter­schied zu sein. Ganz zu schwei­gen von der musi­ka­li­schen Spra­che der bei­den. Verdi als Ver­fech­ter der ita­lie­ni­schen Num­mern­oper, Wag­ner als Erfin­der der unend­li­chen Melo­die. Da sind wir schon am Schei­de­weg, so ein­fach dür­fen wir es uns nicht machen. Ers­ter ver­bin­den­der Aspekt: beide sind Opern­kom­po­nis­ten, ihre ande­ren Werke ste­hen den Opern nach. Auch musi­ka­lisch ist die Sache nicht so ein­fach: Verdi kommt aus der ita­lie­ni­schen Schule eines Ros­sini oder Doni­zetti, hat sich aber wei­ter­ent­wi­ckelt bis hin zu sei­nen letz­ten Opern „Othello“ und „Fal­staff“, in denen es keine her­kömm­li­che Arie mehr gibt. Wag­ner war in sei­nen ers­ten Opern noch näher der ita­lie­ni­schen Oper, als er es spä­ter wahr­ha­ben wollte. Seine Oper „Rienzi“ ist eine fran­zö­si­sche „grande opéra“, erst lang­sam nähert sich Wag­ner sei­ner Oper als Gesamt­kunst­werk mit Auf­lö­sung des Ari­en­prin­zips, denn sowohl im „Flie­gen­den Hol­län­der“ als auch in „Lohen­grin“ und „Tann­häu­ser“ begeg­nen wir veri­ta­blen Arien!

Die bei­den Kom­po­nis­ten wur­den von ihrer Umwelt aus ver­schie­dens­ten Moti­ven zu Anti­po­den hoch­sti­li­siert, obwohl sie gerade die Musik und das Inter­esse für das Werk des jeweils ande­ren ver­band. Sie haben ein­an­der nie per­sön­lich getrof­fen. Verdi, der sei­nen deut­schen Kol­le­gen sehr schätzte, wollte ihn im vene­zia­ni­schen Palazzo Ven­d­ra­min auf­su­chen, aber Wag­ner war am Tag vor­her eben­dort ver­stor­ben. Verdi hat auch die Werke sei­nes Kol­le­gen genau stu­diert und sich der Kom­po­nier­weise Wag­ners in den bei­den letz­ten Opern ange­nä­hert. Ein Opern­pro­jekt über Shake­speares „King Lear“, das sicher noch mehr Wag­ne­ris­men ent­hielte, kam nicht mehr zustande.

Wag­ner beob­ach­tete den ita­lie­ni­schen Kol­le­gen, oder bes­ser: Kon­kur­ren­ten, aus der Ferne, er wusste über alle Opern Ver­dis Bescheid, äußerte sich aber nie dazu. Er schien Verdi zu negie­ren, wohin­ge­gen seine unmit­tel­bare Umge­bung Verdi mit bei­ßen­den, unge­rech­ten Bös­ar­tig­kei­ten abtat. Beson­ders seine Gat­tin Cosima tat sich dies­be­züg­lich her­vor. Sie dul­dete in Bay­reuth keine Inter­pre­ten, die sich bereits als Ver­dis­än­ger einen Namen gemacht hat­ten, musste aber manch­mal Kon­zes­sio­nen machen, wie im Falle von Leo Sle­zak, der sowohl als Ver­dis­än­ger (Othello!) Welt­star, aber auch der welt­beste Dar­stel­ler des Lohen­grin war. Sie konnte an ihm nicht vor­bei, aber um ihr Gesicht zu wah­ren, lud sie den Welt­star zu einem Vor­sin­gen nach Bay­reuth. Sle­zak, der die Situa­tion durch­schaute und nie um einen Scherz ver­le­gen war, sang vor und rächte sich, indem er der „Hohen Frau“ im Bay­reu­ther Fest­spiel­haus den Tod des Othello von Verdi vor­sang. Die Wag­ne­ria­ner sahen das Fest­spiel­haus ent­weiht und Cosima tobte, aber enga­gie­ren musste sie Sle­zak doch, denn Lohen­grin ohne Sle­zak wäre eine Bla­mage gewe­sen.

Richard Wag­ner

Richard Wag­ner wurde am 22. Mai 1813 in Leip­zig gebo­ren, als beim nahen Gör­litz Napo­leon sei­nen letz­ten Sieg erfocht. Wenige Monate spä­ter sollte Napo­leon sei­nen Geg­nern in der Völ­ker­schlacht von Leip­zig unter­lie­gen. Jeden­falls waren Wag­ners erste Monate mit Kriegs­lärm erfüllt, was auch der Grund für die späte Taufe im August sein dürfte.  Wag­ners Vater, ein Poli­zei­ak­tua­rius, ent­stammte einer Lehr­erfa­mi­lie und war stu­dier­ter Jurist. Er starb wenige Monate nach Richards Geburt. Die Mut­ter, eine kunst­in­ter­es­sierte Bäckers­toch­ter, hatte Schau­spie­le­rei gelernt und bei der Leip­zi­ger Erst­auf­füh­rung des „Faust“ das Gret­chen gespielt. Sie riet ihren Kin­dern so inten­siv vom Thea­ter­be­ruf ab, dass vier von Richards sechs älte­ren Geschwis­tern gerade die­sen ergrif­fen und erfolg­reich waren. Schwes­ter Klara sang sech­zehn­jäh­rig die Haupt­rolle in Ros­si­nis „La Ceneren­tola“, Schwes­ter Rosa­lie sieb­zehn­jäh­rig die in Webers „Pre­zios­illa“ und Bru­der Albert reüs­sierte an der Dresd­ner Hof­oper als Mozart-Tenor.

Im August 1814 hei­ra­tet die junge Witwe Wag­ner einen Freund ihres Man­nes, den Schau­spie­ler und erfolg­rei­chen Por­trät­ma­ler Lud­wig Geyer, einen güti­gen Stief­va­ter für ihre Kin­der. Die Fami­lie über­sie­delt nach Dres­den. Durch den Stief­va­ter kommt Wag­ner sehr früh mit dem Thea­ter in Berüh­rung. Er sieht nicht nur den Stief­va­ter in ver­schie­de­nen Stü­cken, er darf selbst in Komö­dien mit­wir­ken. 1821 stirbt Lud­wig Geyer, im dar­auf fol­gen­den Jahr wird Richard in die Dresd­ner Kreuz­schule ein­ge­schrie­ben. In das Jahr 1828 fal­len sein Ein­tritt in das Leip­zi­ger Nico­lai-Gym­na­sium und seine ers­ten Kom­po­si­ti­ons­ver­su­che. 1830 tritt Wag­ner in die Tho­mas­schule ein und am 24. Dezem­ber wird im Leip­zi­ger Thea­ter seine (heute ver­schol­lene) Ouver­türe in B‑Dur auf­ge­führt. Im Februar 1831 imma­tri­ku­liert er als Musik­stu­dent an der Leip­zi­ger Uni­ver­si­tät und wird im Herbst Kom­po­si­ti­ons­schü­ler des Tho­mas­kan­tors Chris­tian Theo­dor Wein­ling.

Im Januar 1833 geht Wag­ner als Chor­di­rek­tor nach Würz­burg, im Som­mer 1834 wird er Kapell­meis­ter der Bethmann’schen Thea­ter­truppe, bei der Minna Pla­ner enga­giert ist. Am 29. März 1836 wird seine erste Oper „Lie­bes­ver­bot“ urauf­ge­führt. Wag­ner folgt Minna Pla­ner nach Königs­berg, wo die bei­den am 24. Novem­ber hei­ra­ten. Nach einem kur­zen Inter­mezzo als Thea­ter­ka­pell­meis­ter in Königs­berg geht er im August 1837 in sel­ber Posi­tion nach Riga. Hier ver­bringt er zwei rela­tiv ruhige Jahre und bringt in der Oper Bel­li­nis „Norma“ und Mey­er­be­ers „Robert le dia­ble“ zur Auf­füh­rung. Er kom­po­niert an einer Oper „Rienzi, der letzte der Tri­bu­nen“. Da er diese Oper in Ber­lin, der Hoch­burg des Ita­lie­ners Spon­tini, her­aus­brin­gen will, nähert er seine Kom­po­nier­weise der Spon­ti­nis an, muß dann aber seine Pläne ändern und an eine Auf­füh­rung in Paris den­ken, wes­halb er auch die Kom­po­nier­weise Mey­er­be­ers imi­tiert und das Text­buch sicher­heits­hal­ber ins Fran­zö­si­sche über­set­zen lässt. Bereits im März 1839 ver­liert Wag­ner seine Stel­lung in Riga und muß schließ­lich vor sei­nen Gläu­bi­gern aus der Stadt flie­hen.

Zusam­men mit Minna und dem Neu­fund­län­der Rob­ber über­quert er die rus­si­sche Grenze und kann im ost­preus­si­schen Pil­lau den Kapi­tän eines Topp­se­gel­scho­ners über­re­den, ihn samt Frau und Hund an Bord zu schmug­geln. Unwet­ter im Ska­ger­rak und der Nord­see las­sen die Rei­sen­den um ihr Leben ban­gen. Minna ver­liert ihr unge­bo­re­nes Kind. Diese Erleb­nisse auf hoher See schla­gen sich in Wag­ners nächs­ter Oper „Der flie­gende Hol­län­der nie­der“.

Im Sep­tem­ber 1839 trifft das Ehe­paar Wag­ner in Paris ein, wo ihnen Gia­como Mey­er­beer sehr behilf­lich ist, Fuß zu fas­sen. Wag­ner sollte die­sem Wohl­tä­ter spä­ter in sei­ner Schrift „Vom Juden­tum in der Musik“ auf seine Weise dan­ken…… Im Früh­jahr 1842 kehrt Wag­ner nach Deutsch­land zurück und lässt sich in Dres­den nie­der, wo er 1843 zum Hof­ka­pell­meis­ter ernannt wird. Es beginnt eine äußerst frucht­bare Lebens­phase Wag­ners: Im Okto­ber 1842 Urauf­füh­rung des „Rienzi“. Am 2. Jän­ner 1843 erfolgt die Urauf­füh­rung der „Flie­gen­den Hol­län­ders“ und am 6. Juli bereits die des „Lie­bes­mahls der Apos­tel“.  Okto­ber 1845 Urauf­füh­rung des „Tann­häu­ser“ .

Der Tod der Mut­ter im Jän­ner 1848 trifft Wag­ner obwohl ihn keine zärt­li­chen Bande mit ihr ver­bun­den hat­ten. Da sich Wag­ner im Mai 1849 in Dres­den an der Revo­lu­tion betei­ligt hatte, wird er steck­brief­lich gesucht und muss, wie­der unter Hin­ter­las­sung gro­ßer Schul­den, flie­hen. Minna folgt ihm im Sep­tem­ber und sie las­sen sich in Zürich nie­der. Am 28. August 1850 bringt Franz Liszt in Wei­mar vor einem illus­tren Publi­kum Wag­ners „Lohen­grin“ zur Urauf­füh­rung. Wag­ner muss die­ser Urauf­füh­rung fern­blei­ben, da er Deutsch­land noch immer nicht betre­ten darf. In die­ser Zeit des Exils ent­steht die Dich­tung zum „Ring“, die im Dezem­ber 1852 been­det ist. Im Novem­ber 1853 beginnt Wag­ner mit der Kom­po­si­tion des „Rheinhgold“ Von März bis Juli 1855 weilt Wag­ner als Gast­di­ri­gent in Lon­don. Am 28. April 1857 bezie­hen die Wag­ners in Zürich ein Som­mer­haus in unmit­tel­ba­rer Nähe des Hau­ses Wesen­donck. Im Okto­ber beginnt die Kom­po­si­tion von „Tris­tan und Isolde“, aus­ge­löst durch die Lie­bes­be­zie­hung zu Mat­hilde Wesen­donck. Wag­ner kom­po­niert dann auch 5 Lie­der nach Gedich­ten Mat­hil­des. Um den „Tris­tan“ kom­po­nie­ren zu kön­nen, hat Wag­ner die Arbeit am „Ring der Nibe­lun­gen“ unter­bro­chen. Zu die­sem Zeit­punkt sind „Rhein­gold“ und „Wal­küre“ bereits fer­tig, „Sieg­fried“ ist halb kom­po­niert. Das Lie­bes­ver­hält­nis zu Mat­hilde Wesen­donck ent­wi­ckelt eine der­ar­tige Dyna­mik, dass Wag­ner im Jän­ner wegen „nach­bar­li­cher Ver­wir­rung“ nach Paris flieht. Minna reist im August wegen „zer­rüt­te­ter Ehe­ver­hält­nisse“ nach Vene­dig und spä­ter nach Deutsch­land. Am 6. August 1859 voll­endet Wag­ner die Par­ti­tur des „Tris­tan“ in Zürich und reist zur Vor­be­rei­tung von Kon­zer­ten und zwecks Urauf­füh­rung des „Tris­tan“ nach Paris, wo er im Sep­tem­ber die Wohn­ge­mein­schaft mit Minna wie­der auf­nimmt.

1861 wird Wag­ner in Dres­den end­lich teil­am­nes­tiert, wodurch er, des­sen Tann­häu­ser in Paris einen Thea­ter­skan­dal aus­ge­löst hatte, den Wohn­sitz in Paris leich­ter auf­ge­ben kann und 1862 eine Woh­nung in Bie­brich bei Wies­ba­den bezieht. Dort sollte der Besuch des befreun­de­ten Diri­gen­ten Hans von Bülow mit sei­ner Gat­tin Wag­ners Leben ver­än­dern: Cosima Bülow, die Toch­ter Franz Liszt’s mit Grä­fin Marie d’Agoult, sollte ihren Mann sehr bald ver­las­sen, um Wag­ners Geliebte und dann zweite Frau zu wer­den. Vor­erst geht Wag­ner auf Rei­sen, um eigene Werke zu diri­gie­ren. Wien, St. Peters­burg, Mos­kau, Buda­pest, Prag und Karls­ruhe sind seine Sta­tio­nen. In Wien bezieht er eine Woh­nung und rich­tet sie luxu­riös und kost­spie­lig ein. Auf einer Spa­zier­fahrt im Novem­ber in Ber­lin besie­geln Richard und Cosima das Bekennt­nis ein­an­der ewig anzu­ge­hö­ren.

Im März 1864, dem Monat in dem Wag­ner wie­der ein­mal vor Gläu­bi­gern flie­hen muß, dies­mal aus Wien, ereig­net sich in Mün­chen eine Ent­wick­lung, die in Wag­ners Leben eine Wende bewir­ken sollte: König Lud­wig II von Bay­ern besteigt den Thron, ein Wag­ner-Ver­eh­rer, wie es kei­nen zwei­ten (außer Cosima) gibt. Schon als Knabe hatte sich der junge Mon­arch, wie auch sein Vater, für Wag­ners Lohen­grin begeis­tert und sollte sich in sei­ner Wag­ner­ver­eh­rung noch stei­gern. Den Appell Wag­ners im Vor­wort der 1863 erschie­ne­nen Ring-Dich­tung, “ es möge sich ein Fürst fin­den, der sich für die Bil­dung eines wahr­haf­ten, nicht dün­kel­haf­ten natio­na­len Geis­tes ein­setzt…“, fühlt er  direkt an sich gerich­tet. Bald nach sei­nem Amts­an­tritt lässt er nach Wag­ner suchen und am 4. Mai 1864 ste­hen ein­an­der die bei­den Män­ner gegen­über. „Hät­test Du Zeuge sein kön­nen, wie sein Dank mich beschämte, als ich ihm mit der Ver­si­che­rung die Hand reichte: dass sein gro­ßes Nibe­lun­gen­werk nicht nur seine Voll­endung son­dern auch eine Auf­füh­rung nach sei­nem Sinne fin­den werde, dass ich dafür treu Sorge tra­gen würde…“ erzählte Lud­wig spä­ter sei­ner Braut Sophie Char­lotte, einer begeis­ter­ten Wag­ne­ria­ne­rin. Im Okto­ber bezieht Wag­ner ein Haus in der Bri­en­ner Straße in Mün­chen.

Am 10. April 1865 wird Isolde, das erste Kind Wag­ners mit Cosima Bülow gebo­ren und am 10. Juni erfolgt die Urauf­füh­rung von „Tris­tan und Isolde“ im Münch­ner Natio­nal­thea­ter unter der Stab­füh­rung von Hans von Bülow. Die allzu offene Hand des Königs und der auf­wen­dige Lebens­stil Wag­ners in sei­nem Haus in der Bri­en­ner Stra0e ver­är­gern die Mün­che­ner Bevöl­ke­rung, und Wag­ner muß schließ­lich am 10. Dezem­ber 1865 Mün­chen als „per­sona non grata“ ver­las­sen. Er befin­det sich wie­der ein­mal auf der Flucht, aus­nahms­weise ohne Schul­den, und fährt in die Schweiz, nach Luzern.

Der Tod Minna Wag­ners am 25 Jän­ner 1866 macht Wag­ner frei für die Ehe mit Cosima, aber erst muss noch die Schei­dung Cosi­mas von Hans von Bülow erfol­gen. Wag­ner bezieht die Villa Trib­schen bei Luzern. Am 17. Februar 1867 wird  Eva, Cosi­mas zwei­tes Kind mit Wag­ner, gebo­ren.

Am 21. Juni 1868 fin­det die Urauf­füh­rung der „Meis­ter­sin­ger von Nürn­berg“ statt und am 6. Juni 1869 erblickt Sieg­fried, das dritte Kind das Licht der Welt. Im Juli 1870 wird die gericht­li­che Schei­dung Cosi­mas von Hans von Bülow aus­ge­spro­chen und am 25. August wer­den Richard und Cosima getraut. Neben den abschlie­ßen­den Arbei­ten an der Ring-Tetra­lo­gie und der Kom­po­si­tion des „Par­si­fal“ küm­mert sich Wag­ner um die Ent­ste­hung des Fest­spiel­hau­ses und sei­ner Villa in Bay­reuth. Am 1. Februar 1872 grün­det er den Ver­wal­tungs­rat der Fest­spiele, am 2. August 1873 ist die Hebe­feier des Fest­spiel­hau­ses, am 28. April 1874 bezieht die Fami­lie Wag­ner die Villa Wahn­fried und vom 13. bis 17. August ist die Urauf­füh­rung des „Rings“ ‚sowie am 26. Juli 1882 die des „Par­si­fal“ im Bay­reu­ther Fest­spiel­haus. Die erste zykli­sche Auf­füh­rung des Rin­ges in Bay­reuth fin­det nicht die volle Zustim­mung ihres Schöp­fers, aber auch er muß sich über­zeu­gen las­sen.

Eine Diri­gier­reise nach Lon­don tritt Wag­ner nur wider­wil­lig an, tut es aber, denn die Ein­nah­men wer­den für das Fest­spiel­haus  und seine Aus­fi­nan­zie­rung drin­gendst gebraucht. Nach Abschluß der Fest­spiele 1882, die Wag­ner sehr ange­strengt hat­ten , reist er nach Vene­dig und bezieht im Palazzo Ven­d­ra­min-Calergi 15 Räume. Er ist mit gro­ßem Hof­staat unter­wegs: Cosima, deren vier Kin­der, den behan­deln­den Ärz­ten, dem Vor­spie­ler Rubin­stein, zwei Haus­leh­rern für Sieg­fried…..

Wag­ner lei­det immer wie­der unter „Brust­krämp­fen“, die ihn bis zu vier mal täg­lich quä­len. Sie wer­den mit Opium, Hoff­manns-Trop­fen, Mas­sa­gen und Vor­sicht beim Essen bekämpft, aber nicht besiegt. Er ent­wi­ckelt eine unglaub­li­che Geschäf­ti­ge­keit, kann aber seine Umge­bung nicht über sein schlech­tes Befin­den hin­weg­täu­schen. Er stirbt am 13. Februar 1883 nach­mit­tags in Cosi­mas Armen. Auf Geheiß des Königs Lud­wig wird sein Leich­nam in einem Son­der­zug über Mün­chen nach Bay­reuth gebracht und am 18. Februar im Gar­ten der Villa Wahn­fried bei­gesetzt.

Giu­seppe Verdi

Giu­seppe Verdi wurde am 10. Okto­ber 1813 in Le Ron­cole, einem Dorf in der Poebene nörd­lich von Parma, in dem seine Eltern ein klei­nes Wirts­haus betrie­ben und Lebens­mit­tel ver­kauf­ten, gebo­ren. Schon als klei­nes Kind musste Pep­pino im elter­li­chen Betrieb mit­hel­fen, der Vater legte aber gro­ßen Wert dar­auf, dass er zur Schule ging, ohne die es kein Fort­kom­men gäbe. Bei dem Schul­leh­rer erlernte das Kind auch das Orgel­spiel, das ihn fas­zi­nierte. Rela­tiv früh stand sein Beruf fest: Orga­nist in Ron­cole. Der Vater kaufte dafür ein gebrauch­tes Spi­nett, an dem Verdi sein Leben lang hing. Als der zehn­jäh­rige ins Gym­na­sium der Nach­bar­stadt Bus­seto kam, bedeu­tete es für die Eltern nicht nur den Aus­fall einer Arbeits­kraft son­dern zusätz­li­che Kos­ten für Unter­richts­be­helfe, Kost und Logis. So lernt  Verdi früh die Bedeu­tung des Gel­des.

Neben dem Schul­be­such wid­mete er sich inten­siv der Musik und dem Orgel­spiel und lief sonn­tags und an Fei­er­ta­gen nach Ron­cole, um dort Orgel­dienst zu ver­se­hen. Es ent­stan­den frühe Kom­po­si­tio­nen, die er mit der „phil­har­mo­ni­schen Gesell­schaft“, einem Lai­en­en­sem­ble, im Hause des Groß­händ­lers Barezzi auf­füh­ren konnte. Barezzi, selbst begeis­ter­ter Musi­ker, nahm sich des Kna­ben an und för­derte ihn nach Kräf­ten. 1831 nahm er Verdi in sei­nem Haus auf. Aus die­sem För­der­ver­hält­nis wurde eine väter­li­che Freund­schaft, die beide bis zum Tod Barez­zis ver­bin­den sollte. Auf sein Drän­gen macht Verdi die Auf­nah­me­prü­fung in das Mai­län­der Kon­ser­va­to­rium, kommt aber nicht durch, weil er mit 19 Jah­ren bereits zu alt sei und, weil er als Aus­län­der galt (das Lom­bardo-Vene­zia­ni­sche König­reich war öster­rei­chisch!). Verdi sollte sich bis ins hohe Alter über diese Nie­der­lage ärgern.

Auf Grund der Unter­stüt­zungs­zu­sage Barez­zis kann er Pri­vat­un­ter­richt  bei Vin­cenzo Lavi­gnia neh­men. Im Jahre 1836 wird er Maes­tro di musica in Bus­seto und er  kann Mar­ga­rita Barezzi, die Toch­ter sei­nes Wohl­tä­ters ehe­li­chen. 1837 wird die Toch­ter Vir­gi­nia und 1838 der Sohn Ici­lio gebo­ren. Nach dem Tod der Toch­ter im Jahre 1838 gibt Verdi seine Stelle in Bus­seto auf und über­sie­delt mit sei­ner Fami­lie nach Mai­land. Er arbei­tet an sei­ner ers­ten  Oper „Oberto“, die 1839 urauf­ge­führt wird. Der Erfolg zieht den Auf­trag für eine Opera buffa „Un giorno di regno“ nach sich. Diese lus­tige Oper wird ein Fiasko, denn nach dem knapp auf­ein­an­der­fol­gen­den Tod von Sohn und Toch­ter kann Verdi beim bes­ten Wil­len keine lus­tige Musik schrei­ben. Er ist der Ver­zweif­lung nahe und will die Kom­po­nier­tä­tig­keit über­haupt been­den. Er wider­setzt sich allen Ver­su­chen sei­ner Freunde und Nahe­ste­hen­den, ihn zu neu­er­li­chem Kom­po­nie­ren zu bewe­gen, bis ihn der Impre­sa­rio Bar­to­lo­meo Marelli mit einem Text­buch ein­sperrt und droht, ihn erst wie­der zu befreien, wenn er etwas ver­tont hat.

Verdi liest den Text und ist von einer Pas­sage wie elek­tri­siert und beginnt zu schrei­ben – der Bann ist gebro­chen: er kom­po­niert den Gefan­ge­nen­chor aus „Nabucco“. Die Urauf­füh­rung in der Mai­län­der Scala am 9. März 1842 wird ein Sen­sa­ti­ons­er­folg. Nun begin­nen frucht­barste Jahre, die Verdi spä­ter seine „Galee­ren­jahre“ bezeich­nen sollte. Jedes Jahr ent­ste­hen eine oder zwei Opern: “I Lom­bardi” 1843, “Ernani” und “I due fos­cari” 1844, “Gio­vanna d’Arco” und “Alzira” 1845, “Attila” 1846, “Mac­beth” , “I mas­na­dieri” (in Lon­don) und “Jeru­sa­lemme”, eine Bear­bei­tung der Lom­bar­den, ( in Paris) 1847, „Il Cor­saro“ 1848, „La bat­ta­glia di Leg­nano“ und „Luisa Mil­ler“ 1849 und „Stif­fe­lio“ 1850.

Dank sehr guter Ver­träge mit Ver­le­gern und Thea­tern ver­dient Verdi in die­sen Jah­ren her­vor­ra­gend, er kann 1845 den Palazzo Cavalli in Bus­seto  und 1848 das Gut Sant’ Agata erwer­ben. 1848 bezieht er mit der Sän­ge­rin Giu­sep­pina Strep­poni, die schon im Nabucco mit­wirkte und die er 1859 hei­ra­ten sollte, den Palazzo Cavalli und 1851 das Gut Sant’ Agata. Anfang der Fünf­zi­ger­jahre ent­steht die Trias der Opern, die sei­nen Welt­ruhm end­gül­tig fixie­ren: „Rigo­letto“, „La Tra­viata“ und „Il tro­va­tore“. Verdi wird nun auch ver­mehrt ein­ge­la­den, für aus­län­di­sche Opern­häu­ser zu arbei­ten. Seine nächste Oper „Les vepres sici­li­en­nes“ ent­steht für Paris. Mit den Urauf­füh­run­gen sind natür­lich auch immer län­gere Auf­ent­halte in den jewei­li­gen Städ­ten ver­bun­den. Die bei­den nächs­ten Opern „Simon Boc­ca­ne­gra“ und „Aroldo“, 1857, erle­ben ihre Urauf­füh­rung in Vene­dig und Rimini, 1859 folgt in Rom „Un ballo in maschera“.

1859 ist als Folge der Unab­hän­gig­keits­be­stre­bun­gen Ita­li­ens, deren Wort­füh­rer Gari­baldi ist, der Krieg zwi­schen Pie­mont-Sar­di­nien und Öster­reich unver­meid­bar, wobei der Name VERDI (Vic­tor Ema­nuel Re D’ Ita­lia) als Schlacht­ruf ertönt, was Ver­dis Popu­la­ri­tät noch mehr för­dert. 1860 erfolgt die Eini­gung Ita­li­ens und Vic­tor Ema­nuel II wird 1861 zum König pro­kla­miert. Verdi lässt sich zum Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ten wäh­len.

Für das kai­ser­li­che Opern­haus St. Peters­burg ent­steht „La forza del destino“¸ Urauf­füh­rung 1862. Bei der Lon­do­ner Welt­aus­stel­lung im sel­ben Jahr wird Ver­dis Kan­tate für Tenor „Inno delle nazioni“ erst­mals auf­ge­führt. Wie­derum für Paris kom­po­niert Verdi 1867 „Don Car­los“, die ita­lie­ni­sche Fas­sung ent­steht 1884 für Mai­land. Eine beson­dere Ehre ist die Ein­la­dung aus Kairo, für die Eröff­nung des Suez-Kanals eine Oper zu kom­po­nie­ren, am 24. Dezem­ber 1871 ist in Kairo die sen­sa­tio­nelle Urauf­füh­rung. Das höl­zerne Opern­haus Kai­ros bewahrte das Auto­graph der „Aida“, bis es zusam­men mit dem Opern­haus zu Ende des 20. Jahr­hun­derts ver­brannte. Das Werk wird sehr schnell an allen mög­li­chen Thea­tern nach­ge­spielt, in Mai­land, 1872, ver­sucht Verdi eine Ver­sen­kung des Orches­ters, wie in Bay­reuth, zu errei­chen, bleibt aber erfolg­los. Mit den über­aus erfolg­rei­chen Insze­nie­run­gen der „Aida“ in Mai­land, Parma, Padua, Bre­scia, und Nea­pel, jeweils unter sei­ner Lei­tung, gelingt es Verdi, man­ches Opern­haus vor dem Ruin zu ret­ten.

Die nächs­ten wich­ti­gen Werke Ver­dis sind keine Opern: 1873 das Streich­quar­tett und 1874 das „Requiem“, das aller­dings sehr opern­haft wirkt. Nach einer län­ge­ren Schaf­fens­pause, die mit zahl­lo­sen Rei­sen zu Diri­ga­ten aus­ge­füllt ist, ent­steht „Otello“. Der Ent­ste­hungs­pro­zeß die­ser Oper zieht sich über meh­rere Jahre, wobei Verdi in engem Kon­takt zu sei­nem Libret­tis­ten, sei­nem Kom­po­nis­ten­kol­le­gen Arrigo Boito steht. Die Umar­bei­tung des Dra­mas von Shake­speare ist Verdi ein beson­de­res Anlie­gen.  Die Urauf­füh­rung fin­det in der Mai­län­der Scala im Februar 1887 statt, einem Zeit­punkt, zu dem  Verdi schon in den Vor­ar­bei­ten zu sei­ner nächs­ten Oper, wie­der eine Shake­speare-Vor­lage ,  „Fal­staff“, steckt. Der Libret­tist ist wie­derum Arrigo Boito. Sowohl im „Otello“ als auch im „Fal­staff“ nähert sich Verdi der Schreib­weise sei­nes deut­schen Kol­le­gen Wag­ner, ohne ihn jedoch zu kopie­ren. Am 9. Februar 1893 ist die Urauf­füh­rung des „Fal­staff“, wie­derum an der Mai­län­der Scala.

1894 reist Verdi zwei­mal nach Paris zu Auf­füh­run­gen von „Otello“ und „Fal­staff“. Er schreibt an einem „Te Deum“, dem noch die „Quat­tro pezzi sacri“ fol­gen. Im Jahre 1895 führt er Ver­hand­lun­gen zum Bau des Alters­hei­mes für Musi­ker, der „Casa di riposo“, das noch heute als „Casa Verdi“ in Mai­land besteht. 1897 stirbt Giu­sep­pina Verdi, im Jahre 1900 kann Verdi noch die Ein­wei­hung „sei­nes“ Alters­hei­mes mit­er­le­ben. Am 27.Jänner 1901 wird er von einem lan­gen, erfolg­rei­chen und rei­chen Leben abbe­ru­fen. Am 26. Februar wird das Ehe­paar in der „Casa di riposo“ bei­gesetzt.

Dr. Alfred Wil­lan­der