Tritonus-Konzert-Beethoven_2016Sams­tag, 01.10.2016, 19.30 Uhr
Con­gress Casino Baden

Lud­wig van Beet­ho­ven
Kla­vier­kon­zert Nr. 4 und Sym­pho­nie Nr. 8

Kla­vier: Doris Adam
Phil­har­mo­ni­sches Orches­ter Györ
Diri­gent: Nor­bert Pfaf­fl­meyer

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Lud­wig van Beet­ho­ven

Lud­wig van Beet­ho­ven wurde am 16. oder 17. Dezem­ber 1770 in Bonn in eine aus Hol­land stam­mende Musi­ker­fa­mi­lie gebo­ren. Sein Groß­va­ter Lode­wyk van Beet­ho­ven war 1702 in Mecheln gebo­ren und 1733 als Hof­mu­si­kus nach Bonn enga­giert wor­den. Auch der Vater, Johann van Beet­ho­ven, wurde Hof­mu­si­kus und hei­ra­tete 1767 Maria Mag­da­lena Leym, geb. Keve­rich. Bereits 1774 erhielt der Knabe ers­ten Musik­un­ter­richt durch den Vater, sein ers­tes Auf­tre­ten in einem Kon­zert ist 1778 ver­bürgt. Nach einer Reise mit der Mut­ter nach Rot­ter­dam beginnt sein regel­mä­ßi­ger Unter­richt bei Joh. Chris­tian Neefe im Jahre 1782.

Mit dem Amts­an­tritt des neuen Erz­bi­schofs und Kur­fürs­ten Erz­her­zog Maxi­mi­lian Franz, dem
jüngs­ten Sohn Maria The­re­sias, 1784, wird Beet­ho­ven 14jährig zum 2. Hof­or­ga­nis­ten bestellt.
Der kunst­sin­nige Musik­lieb­ha­ber Maxi­mi­lian erkennt bald das Talent sei­nes 2. Hof­or­ga­nis­ten und ent­sen­det ihn bereits 1787 nach Wien, um dort seine Kennt­nisse zu ver­voll­komm­nen. Es kommt zu einer Zusam­men­kunft mit Mozart, der sich bereit erklärt den jun­gen Musi­kus, der in sei­ner Hei­mat bereits als Pia­nist einen gewis­sen Ruf erwor­ben hatte, als Schü­ler zu akzep­tie­ren. Aller­dings ließ er den Jüng­ling aus Bonn vor­spie­len und dachte, die vor­ge­tra­gene Impro­vi­sa­tion sei ein ein­ge­üb­tes Para­de­stück, wes­halb er Beet­ho­ven noch ein chro­ma­ti­sches Thema vor­gab. Nach dem Anhö­ren die­ser Auf­gabe soll Mozart den Aus­spruch „auf den gebt acht, der wird noch ein­mal in der Welt von sich reden machen“ getan haben. Die Nach­richt von einer dra­ma­ti­schen Ver­schlech­te­rung des Gesund­heits­zu­stan­des der gelieb­ten Mut­ter lässt Beet­ho­ven bereits nach zwei­wö­chi­gem Wien­auf­ent­halt die­sen abbre­chen und die Heim­reise antre­ten.

Schon im Novem­ber 1792 reist Beet­ho­ven aber­mals nach Wien, um bei Haydn, Schenk und Sali­eri Unter­richt zu neh­men. Dem jun­gen Musi­ker ist zu die­sem Zeit­punkt noch nicht klar, dass er nie wie­der nach Bonn kom­men würde. Wien wird seine Wahl­hei­mat, wobei er fast jähr­lich sobald das Früh­jahr in die Stadt ein­zieht, aus deren Enge „aufs Land“ flieht. Man bedenke, Wien war damals durch die Befes­ti­gun­gen auf den heu­ti­gen ers­ten Bezirk beschränkt, alles außer­halb waren Vor­orte und Land­ge­mein­den. Wenn Beet­ho­ven nach Nuss­dorf, Hei­li­gen­stadt oder Het­zen­dorf fuhr, war er am Land, von Tages­rei­sen nach Möd­ling oder gar Baden ganz zu schwei­gen. Die­sem Drang, der Enge der Stadt zu ent­flie­hen, ver­dankt Baden die Tat­sa­che, dass der Meis­ter in 15 Jah­ren 17 Male hier­her kam. Baden ist neben Bonn und Wien die dritt­wich­tigste Stadt in Beet­ho­vens Leben.

Beet­ho­vens wei­te­rer Lebens­weg mit allen Höhen und Tie­fen ist ja bekannt. Sowohl die gro­ßen Erfolge als gefrag­ter Kon­zert­pia­nist, Kom­po­nist und Leh­rer, die Erfolge mit sei­nen Kom­po­si­tio­nen, aber auch die weni­ger gro­ßen Erfolge bei der Damen­welt, seine Ertau­bung oder die jah­re­lan­gen Zer­würf­nisse mit sei­ner Schwä­ge­rin wegen des Nef­fen Karl sind allen Lieb­ha­bern sei­ner Musik bekannt und füll­ten in den 189 Jah­ren seit sei­nem Tode ganze Biblio­the­ken. Seine Musik fas­zi­niert, begeis­tert, berührt und bewegt immer wie­der.

Die Ouver­türe zum Bal­lett „Die Geschöpfe des Pro­me­theus“ op. 43 ent­stand in den Jah­ren 1800/1801 und wurde der Fürs­tin Maria Chris­tiane Lich­now­sky geb. Grä­fin Thun – Hohen­stein, eine ebenso große För­de­rin Beet­ho­vens, wie ihr Mann, gewid­met. Im Intel­li­genz­blatt Nr. 58 zur Zei­tung für die ele­gante Welt vom 17. Dezem­ber 1803 wurde sie ange­kün­digt und erschien im Januar 1804. Das Bal­lett war schon 1801 auf­ge­führt wor­den. Der Titan Pro­me­theus, der den olym­pi­schen Göt­tern das Feuer ent­wen­det hatte, bringt die himm­li­sche Flamme ans Herz zweier Ton­fi­gu­ren, die dadurch belebt und zu Mann und Frau wer­den. Die große Freude Pro­me­theus’ über das gelun­gene Werk wird getrübt durch die Tat­sa­che, dass die bei­den von ihm geschaf­fe­nen Wesen kei­ner­lei Gefühle ent­wi­ckeln. Erst die Begeg­nung mit Apoll und den Musen und deren Ein­fluss geben ihnen Ver­nunft, Gefühl und mensch­li­che Regun­gen.

Das Kla­vier­kon­zert Nr. 4, op. 58 in G‑Dur kom­po­nierte Beet­ho­ven 1805/06, wenn­gleich sich die end­gül­tige Fer­tig­stel­lung bis zum Jah­res­ende ver­zö­gerte. Es war die erste Wid­mung an Erz­her­zog Rudolph, der noch zahl­rei­che fol­gen soll­ten. Rudolph, der jüngste Bru­der des Kai­sers (geb. in Flo­renz 1788) war seit 1804 Beet­ho­vens Kla­vier- und Kom­po­si­ti­ons­schü­ler. Er sollte Beet­ho­vens ein­zi­ger Kom­po­si­ti­ons­schü­ler blei­ben. Soweit es der Stan­des­un­ter­schied erlaubte, darf man von einer ech­ten Freund­schaft zwi­schen den bei­den spre­chen, die bis zum Tode anhielt. Erz­her­zog Rudolph wurde 1819 Erz­bi­schof von Olmütz – für seine Inthro­ni­sa­tion schrieb Beet­ho­ven die „Missa solem­nis“ – und erlag am 24. Juli 1831 in Baden einem Schlag­an­fall. De erste Auf­füh­rung erlebte das Kon­zert am 27. März 1807 in einem Sub­skrip­ti­ons­kon­zert mit Wer­ken Beet­ho­vens, das „…in einer sehr gewähl­ten Gesell­schaft, wel­che zum Bes­ten des Ver­fas­sers sehr ansehn­li­che Beträge sub­skri­biert hat“ (Allg. Mus. Zei­tung 28. März 1807) mit Beet­ho­ven selbst als Solis­ten. Beet­ho­ven spielte das Kon­zert noch ein­mal im Jahre 1808 und dann nie wie­der. Der Beet­ho­ven-Schü­ler Fer­di­nand Ries berich­tet, dass 1809, nach­dem er selbst nach fünf­tä­gi­gem Stu­dium die Auf­füh­rung abge­lehnt hatte, eine Auf­füh­rung durch Fried­rich Stein an der „Unspiel­bar­keit“ schei­terte. Nach dem Schei­tern die­ser bei­den begab­ten Pia­nis­ten ist die Aus­füh­rung durch Beet­ho­ven noch inter­es­san­ter, von der Fried­rich Rei­chardt schrieb „…ein neues Pia­no­for­te­kon­zert von unge­heu­rer Schwie­rig­keit, wel­ches Beet­ho­ven zum Erstau­nen brav in den aller­schnells­ten Tem­pis aus­führte..“. Beet­ho­ven hatte ja am Anfang sei­nes Auf­ent­hal­tes in Wien sein Leben als berühm­ter und gefrag­ter Pia­nist ver­dient. In die­sem Kla­vier­kon­zert hat Beet­ho­ven die Begriffe von Solo und Tutti auf­ge­ho­ben und die „Inein­an­der­ar­bei­tung von Kla­vier und Orches­ter auf eine wahr­haft ideale Höhe geführt, in dem weh­mut­ge­tränk­ten Andante sind sie tat­säch­lich ganz auf­ge­ho­ben“.

Die Ouver­türe „Die Weihe des Hau­ses“ op. 124 ist eines jener Werke Beet­ho­vens, auf die Baden beson­ders stolz ist, ist sie doch im Sep­tem­ber 1822 hier ent­stan­den. Beet­ho­ven traf am 1. Sep­tem­ber in Baden ein, bezog ein Quar­tier im Haus „Zum Schwan“ (heute Antons­gasse 4), über­sie­delte aber bereits zwei Tage spä­ter, wahr­schein­lich wie­der ins Kup­fer­schmied­haus“ in der Rat­haus­gasse. Der Direk­tor des Thea­ters in der Joseph­stadt, Carl Fried­rich Hens­ler, hatte Beet­ho­ven mit der Kom­po­si­tion die­ser Ouver­türe beauf­tragt, da der Schrift­stel­ler Carl Meisl für die Eröff­nung des von Josef Korn­häu­sel neu errich­te­ten Thea­ters zwei Fest­spiele ver­fasst hatte: “Die Weihe des Hau­ses“ und „Das Bild des Fürs­ten“. Das erste Stück war ledig­lich eine freie Umar­bei­tung des aus ähn­li­chem Anlass 1811 für Pest geschrie­be­nen Fest­spie­les „Die Rui­nen von Athen“ von August von Kot­ze­bue mit Benut­zung der Musik Beet­ho­vens (op. 113). Aller­dings musste die Ouver­türe neu kom­po­niert wer­den, da sich die für Opus 113 als unver­wend­bar erwies. Direk­tor Hens­ler, ein geschäfts­tüch­ti­ger Mann, der gleich­zei­tig auch Direk­tor des Bade­ner Thea­ters war, ver­wen­dete das Werk wenig spä­ter ein zwei­tes Mal, als das Bade­ner Thea­ter, eben­falls nach einem Umbau durch Korn­häu­sel, zur Eröff­nung stand.

Die Sym­pho­nie Nr. 8, op. 93, in F‑Dur, die ein­zige Sym­pho­nie Beet­ho­vens ohne Wid­mung, ent­stand 1811/12 unmit­tel­bar nach der 7. Sym­pho­nie. Die Haupt­ar­beit fiel in den Som­mer 1812 in den böh­mi­schen Bädern Teplitz und Karls­bad. Bade­ner Patrio­ten seien an das Bene­fiz­kon­zert „für die Bade­ner Abbränd­ler“ erin­nert, das Beet­ho­ven im August 1812 in Karls­bad gab. Die Urauf­füh­rung die­ses Wer­kes stand inso­fern unter einem schlech­ten Stern, als die Sym­pho­nie zwi­schen zwei „Ren­nern“ gespielt wurde: der 7. Sym­pho­nie in A‑Dur und der Schlach­ten­sym­pho­nie „Wel­ling­tons Sieg oder die Schlacht bei Vitto­ria, op. 91, die ja zu des Meis­ters Lebens­zeit sein erfolg­reichs­tes und meist­ge­spiel­tes Werk dar­stellte. Die 8. Sym­pho­nie ist klei­ner, aber auch weit inti­mer als die große Schwes­ter in A‑Dur. Beet­ho­ven selbst bezeich­net in einem Brief an Salo­mon vom 1. Juni 1815 die achte Sym­pho­nie als eine „kleine“ im Gegen­satz zu der „gro­ßen Sym­pho­nie in A“, die er als „eine mei­ner vor­züg­lichs­ten“ qua­li­fi­ziert. Bei genauer Betrach­tung zeigt sich, dass die Fak­tur des Wer­kes gegen­über den vor­her­ge­gan­ge­nen eine unglaub­li­che Stei­ge­rung auf­weist. Die Sou­ve­rä­ni­tät der Instru­men­ta­tion und die Unge­zwun­gen­heit in der Ver­ar­bei­tung der ein­zel­nen The­men hat einen Höhe­punkt erreicht. Die The­men aller vier Sätze atmen Fri­sche und sind rhyth­misch straff geglie­dert.

Den ers­ten Satz Alle­gro vivace e con brio eröff­net ein menu­ett­ar­ti­ges fest­lich hei­te­res Thema, das die Hei­ter­keit, die die ganze Sym­pho­nie beherrscht, vor­zu­ge­ben scheint. Der zweite, lang­same, von über­ir­di­scher Schön­heit getra­gene Satz ist zwar mit Alle­gretto scher­z­ando über­schrie­ben, ist aber drei­mal so lang­sam aus­zu­füh­ren, wie das nach­fol­gende Tempo di Minuetto des drit­ten Sat­zes. Das Finale, Alle­gro vivace ist das große Glanz­stück der Sym­pho­nie, humor­voll im Haupt­ge­dan­ken und innig und warm im Sei­ten­thema.

Dr. Alfred Wil­lan­der