Sams­tag, 10.06.2017, 19.30 Uhr
Con­gress Casino Baden

Gala­kon­zert
10 Jahre Tri­to­nus

Mit Wer­ken von Wolf­gang. A. Mozart, Richard Strauss, Edward Elgar, Pablo de Sara­sate, Johann Strauß und ande­ren.

Solis­ten: Karin Adam, Cor­ne­lia Hübsch, Arina Hole­cek, Jörg Schnei­der, Wolf­gang Bankl u.a.

Mar­tinu Phil­har­mo­nie Zlin
Diri­gent: Nor­bert Pfaf­fl­meyer

Ticket­ser­vice Con­gress Casino Baden
Inter­net: www.ccb.at

E‑Mail: tickets.ccb@casinos.at

Tele­fon: 02252 – 444 96 444

Direkt: Mo – Sa: 12.00 – 19.00 Uhr, an Ver­an­stal­tungs­ta­gen ist die Abend­kassa bis 20.00 Uhr geöff­net. Con­grss Casino Baden

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Gala­kon­zert „10 Jahre Tri­to­nus“

„Die Zeit, sie ist ein son­der­bar Ding…“ singt die Mar­schal­lin in Richard Strauss’ Rosen­ka­va­lier – sie ver­geht viel zu schnell. Es ist kaum zu fas­sen, dass das erste Tri­to­nus­kon­zert schon wie­der zehn Jahre zurück­liegt. Es mutete einen an, als wären all die wun­der­ba­ren Kon­zerte in den letz­ten drei, vier Wochen gewe­sen.

Die­ses Zehn-Jahr-Jubi­läum ist ein Anlass, zurück zu sehen, aber auch hoff­nungs­froh in die Zukunft zu bli­cken. Das heu­tige Pro­gramm ver­bin­det große, „klas­si­sche“ mit der Musik der gol­de­nen und sil­ber­nen Ope­ret­ten­ära, die durch die Kom­po­nis­ten Johann Strauß, Franz Lehar und Emme­rich Kál­mán gerade für unsere Gegend so bezeich­nend zu sein scheint. Außer Edward Elgar und Pablo de Sara­sate haben auch alle Kom­po­nis­ten im wei­tes­ten Sinne mit Baden zu tun gehabt, waren zumin­dest kurz hier, haben hier Lie­bes­af­fai­ren gehabt oder Bewer­bungs­nie­der­la­gen erlebt, wie Franz Lehar, der den Bade­ner Stadt­vä­tern ein hal­bes Jahr vor sei­nem Welt­erfolg mit der „Lus­ti­gen Witwe“ für den Pos­ten eines Kur­ka­pell­meis­ters zu leicht­ge­wich­tig erschien.

In der Bio­gra­phie Wolf­gang Ama­deus Mozarts darf die Stadt Baden für sich in Anspruch neh­men, neben Salz­burg und Wien die dritte Stadt zu sein in der der Meis­ter am öftes­ten weilte. Das Genie, das nach dem Sen­sa­ti­ons­er­folg der Oper „Le nozze di Figaro“ in Prag vom dor­ti­gen Stän­de­thea­ter den Auf­trag für eine neue Oper erhielt, kom­po­nierte, wie­der auf einen Text Lorenzo da Pon­tes, das Dramma gio­coso „Don Gio­vanni“. Eines sei­ner seit­her erfolg­reichs­ten Büh­nen­werke über­haupt, das zum Reper­toire jeden Opern­hau­ses gehört, das auf sei­nen Ruf bedacht ist. Die Ouver­türe zu „Don Gio­vanni“ ent­hält zahl­rei­che The­men der Oper, was in die­ser Zeit noch kaum üblich war. Bis dahin wurde einer Oper eine Ouver­türe vor­an­ge­stellt, die durch­aus aus­tausch­bar war und mit dem nach­fol­gen­den musi­ka­li­schen Gesche­hen nichts zu tun hatte. Erst Mozart begann mit der Ouver­türe auf das danach kom­mende musi­ka­li­sche Gesche­hen hin­zu­wei­sen.

Das nächste Werk im heu­ti­gen Kon­zert ist inhalt­lich die geniale Über­lei­tung von Mozart zu Richard Strauss. Beide Kom­po­si­tio­nen behan­deln den­sel­ben Inhalt. Der 1864 in Mün­chen gebo­rene Richard Strauss, bis zu sei­nem Tode stol­zer Ur-Bayer, ent­stammte einer Musi­ker­fa­mi­lie, sein Vater war ein weit­hin geschätz­ter Hor­nist, der zwar die Musik des spä­ten Richard Wag­ner nicht mochte, aber des­sen Soli unver­gleich­lich blies. Wag­ner selbst sagte einst über ihn: “Die­ser Strauss ist zwar ein unaus­steh­li­cher Kerl, aber wenn er bläst, kann man ihm nicht böse sein…“. Die Mut­ter ent­stammte der Münch­ner Bier­brau­er­fa­mi­lie Pschorr. Als Richard Strauss, der 1891 durch­aus als worko­ho­lic bezeich­net wer­den konnte, nach der Urauf­füh­rung sei­ner Ton­dich­tun­gen „Ein Hel­den­le­ben“ und „Mac­beth“ eine schwere gesund­heit­li­che Krise durch­machte, finan­zierte ihm die Fami­lie Pschorr eine sechs­mo­na­tige Gesun­dungs­reise nach Ägyp­ten und Grie­chen­land. Strauss hatte zu Ende des 19. Jahr­hun­derts bereits durch seine sym­pho­ni­schen Dich­tun­gen, „Don Juan“ ist ein Mus­ter­bei­spiel für diese Musik­gat­tung, einen her­vor­ra­gen­den Ruf erwor­ben, als er sich rela­tiv spät der Opern­kom­po­si­tion annä­herte. Nach den frü­hen Opern „Gun­tram“ (1894 urauf­ge­führt) und „Feu­ers­not“ (1901 urauf­ge­führt), schrieb er mit „Elek­tra“ und „Salome“ zwei Opern, die das Publi­kum scho­ckier­ten. Er hatte in Hugo von Hof­manns­thal den kon­ge­nia­len Part­ner für seine Opern­texte gefun­den. Nach den bei­den „Skan­dal­opern“ wollte er ganz bewusst eine sti­lis­ti­sche Umkehr zu einer „anhör­ba­ren“ Oper mit weni­ger dra­ma­tisch auf­wüh­len­dem Inhalt voll­zie­hen. „Der Rosen­ka­va­lier“ ver­söhnte das Opern­pu­bli­kum der gan­zen Welt, schöne Kan­ti­le­nen, musi­ka­li­sche Zuckerln son­der Zahl sind zu bewun­dern. Nicht nur die „Über­rei­chung der sil­ber­nen Rose“ oder das „Schluss­ter­zett“ sind sol­che Zuckerln, son­dern auch das Ende des zwei­ten Aktes mit der gro­ßen Szene des Baron Ochs auf Ler­chenau.

Der am 2. Juni 1857 in Broad­heath bei Worces­ter gebo­rene Eng­län­der Sir Edward Elgar litt ein Leben lang unter Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xen, weil er nur der Sohn eines klei­nen Musi­ka­li­en­händ­lers, ohne höhere Schul- oder gar Uni­ver­si­täts­bil­dung und ohne Musik­stu­dium größ­ten­teils Auto­di­dakt war. Seine Ehe mit der Toch­ter eines Gene­ral­ma­jors schien sozia­len Auf­stieg zu bedeu­ten, sie konnte aber in einer von Klas­sen­schran­ken durch­zo­ge­nen Gesell­schaft auch hin­der­lich sein.

Anfangs kom­po­nierte Elgar größ­ten­teils kleine, anlass­be­zo­gene Werke, vor allem für Chöre, oder für Ensem­bles, in denen er selbst mit­wirkte. 1890 kom­po­nierte er für das Worces­ter-Fes­ti­val sein ers­tes grö­ße­res Orches­ter­werk, die Kon­zer­tou­ver­türe „Froiss­art“.
Ab Mitte der Neun­zi­ger­jahre schrieb er meh­rere große Vokal­werke, die sei­nen Namen bekannt mach­ten. Die Wid­mung eines Wer­kes für Queen Vic­to­ria, die diese Wid­mung auch annahm, eröff­nete für die wei­tere Kar­riere Elgars die Patro­nanz des Hofes.
Sein „Ban­ner of St. George“ und der „Impe­rial March“ wur­den bei den Fei­ern zum Dia­mond Jubi­lee der Köni­gin auf­ge­führt und für die Krö­nung König Edward VII schrieb Elgar den ers­ten Marsch „Pomp and Cir­cum­s­tance“ . Elgar erhielt von meh­re­ren eng­li­schen Uni­ver­si­tä­ten das Ehren­dok­to­rat und wurde schließ­lich 1904 zum Rit­ter geschla­gen. 1931 ver­lieh ihm der König den Titel „Baro­net of Broad­heath“. Welt­weit bekannt wur­den seine „Varia­ti­ons on an Ori­gi­nal Theme“, die so genann­ten „Enigma-Varia­tio­nen“. Elgar starb hoch geehrt nach einem erfüll­ten Musikerle­ben am 23. Februar 1934 in Worces­ter.

Der zweite Kom­po­nist des heu­ti­gen Pro­gram­mes, der nichts mit Baden zu tun hatte, ist der Spa­nier Pablo de Sara­sate y Navas­cués. Er wurde am 10. März 1844 in Pam­plona gebo­ren und war der Sohn des Lei­ters einer Mili­tär­ka­pelle. Die­ser erkannte sehr früh das Talent sei­nes Soh­nes und sorgte für gute Gei­gen­leh­rer und bereits 1865 trat der Knabe ins Pari­ser Kon­ser­va­to­rium ein, wo er bereits zwei Jahre spä­ter mit dem 1. Preis abschloss. Mit 8 Jah­ren hatte er als Wun­der­kind bei einem Kon­zert debü­tiert und hym­ni­sche Kri­ti­ken geern­tet. In den 1860iger Jah­ren begann seine glän­zende Lauf­bahn als Kon­zert­gei­ger. Er bereiste Europa, Russ­land, Nord- und Süd­ame­rika und wurde mit Nic­colo Paga­nini oder Franz Liszt gleich­ge­stellt. Man­che Kri­ti­ker war­fen ihm zu seichte Pro­gramme vor, er führte aber auch die Vio­lin­kon­zerte von Beet­ho­ven oder Men­dels­sohn auf, und wid­mete sich mit gro­ßem Elan der Kam­mer­mu­sik, ins­be­son­dere dem Streich­quar­tett. Die bedeu­tends­ten Kom­po­nis­ten sei­ner Zeit kom­po­nier­ten für Sara­sate, so Max Bruch, Camille Saint – Saens und Hen­ryk Wie­niaw­ski, oder auch Edouard Lalo, der ihm seine „Sym­pho­nie espa­gnole“ wid­mete.
Sara­sate war zwei­fel­los einer der größ­ten Gei­ger sei­ner Zeit, wobei beson­ders seine tech­ni­sche Prä­zi­sion, Klang­schön­heit, Bril­lanz und Ton­rein­heit sei­nes Spie­les bewun­dert wur­den. Seine Kom­po­si­tio­nen sind haupt­säch­lich für den eige­nen Gebrauch ent­stan­den: Salon­stü­cke, Fan­ta­sien, Varia­tio­nen und eben auch die im heu­ti­gen Kon­zert auf­ge­führ­ten Zigeu­ner­wei­sen op.20. Pablo de Sara­sate starb hoch­ge­ehrt am 20. Sep­tem­ber 1908 in Biar­ritz.

Den Kom­po­nis­ten der so genann­ten „leich­ten“ Musik, den Schöp­fern der Musik, die das 19. Jahr­hun­dert zum „Jahr­hun­dert des Wal­zers“ wer­den lie­ßen, wird und wurde schwe­res Unrecht zuge­fügt, als man sie neben den Heroen Beet­ho­ven, Wag­ner, Brahms, Bruck­ner gerade noch als Musi­ker zwei­ter Güte gel­ten las­sen wollte. Nicht umsonst ver­band etwa Johan­nes Brahms und Johann Strauß Sohn eine enge Freund­schaft, die Brahms zur Kom­po­si­tion der „Lie­bes­lie­der­wal­zer“ oder der „Unga­ri­schen Tänze“ anregte. Jeder ernst zu neh­mende Musi­ker wird ein­ge­ste­hen, dass die Musik die­ser Kom­po­nis­ten unglaub­lich schwer zu inter­pre­tie­ren ist. Nur zu oft hörte ich von Teil­neh­mern an Gesangs­wett­be­wer­ben den Satz „Na ja, wenn nicht Oper dann wird’s mit Ope­rette schon gehen“ – der größte Irr­tum! Ich kenne keine schwe­rere Opern­arie als den Csar­das der Rosa­linde aus der „Fle­der­maus“.
Die Ope­ret­ten­sän­ger müs­sen nicht nur sin­gen kön­nen, sie müs­sen auch spre­chen, tan­zen und spie­len kön­nen. Der Opern­star konnte lange Zeit mit guter Stimme an der Rampe ste­hen und sin­gen, das Publi­kum war begeis­tert, man denke an Namen, wie Monts­er­rat Caballé oder Luciano Pava­rotti, aber diese Zeit ist vor­bei!

Neben dem „Fami­li­en­un­ter­neh­men“ Strauß, das, von der Mut­ter bes­tens gelei­tet, zu welt­wei­ten Erfol­gen gelangte, sind natür­lich auch alle ande­ren Kom­po­nis­ten, wie Lan­ner, Suppè, Millö­cker, Hell­mes­ber­ger, Zieh­rer, Zel­ler, aber auch die Meis­ter der sil­ber­nen Ope­ret­ten­ära Lehar, Kal­man, Oscar Straus, Ned­bal, Stre­cker und wie sie alle hie­ßen, unver­zicht­bare Musi­ker­grö­ßen, ohne deren Schöp­fun­gen wir heute sehr arm wären!

Dr. Alfred Wil­lan­der