tritonus-baden-bilder-einer-ausstellungSams­tag 25.05. 2013, 19.30 Uhr
Stadt­thea­ter Baden

Richard Wag­ner: Ouver­türe zu „Der flie­gende Hol­län­der“

Richard Strauss: „Rosen­ka­va­lier-Suite“

Giu­seppe Verdi: Ouver­türe zu „La forza del destino“

Modest Mussorgsky/Maurice Ravel: „Bil­der einer Aus­stel­lung“

Sym­pho­nie­or­ches­ter Sze­ged
Nor­bert Pfaf­fl­meyer, Diri­gent

Ab 18.30 Uhr: Bil­der einer Aus­stel­lung im Max Rein­hardt Foyer des Stadt­thea­ters: Foto­gra­fi­sche Impres­sio­nen zum Thema von Chris­tian Schörg und Musik Car­toons von Hel­mut Kilian.

Sichern Sie sich ihre Kar­ten von € 15,- bis € 39,- im Vor­ver­kauf.

Ticket­ser­vice Stadt­thea­ter Baden:
E‑Mail: ticket@buehnebaden.at
Tele­fon: 02252 – 22 522 200
Direkt: Im Kiosk hin­ter dem Stadt­thea­ter. Di – Fr: 10.00 – 18.00 Uhr, Sa 10.00 – 13.00 Uhr.
www.buehnebaden.at

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Bil­der einer Aus­stel­lung

Der Höhe­punkt  des heu­ti­gen Kon­zer­tes ist nach der Pause Modest Mus­sorgs­kys gleich­na­mi­ges Meis­ter­werk.

Modest Mus­sorgsky, Bil­der einer Aus­stel­lung

Ton­dich­tung in der Orches­ter­fas­sung von Mau­rice Ravel

Modest Petro­witsch Mus­sorgsky wurde am 21. März 1839 in Karewo, einem Dorf nahe der litaui­schen Grenze, gebo­ren. Die Eltern waren Peter Ale­xe­je­witsch, der Sohn eines Ade­li­gen mit einer Leib­ei­ge­nen, und Julia Iwa­nowna, die phan­ta­sie­be­gabte und schwär­me­ri­sche Toch­ter eines Grund­be­sit­zers. Das emp­find­same Kind wuchs in Gebor­gen­heit heran, die enge Bin­dung zu sei­ner Mut­ter hielt bis zu deren Tod, was seine Bezie­hung zum ande­ren Geschlecht stark beein­flus­sen sollte. Zehn­jäh­rig kommt Modest erst­mals nach St. Peters­burg, wo er mit dem älte­ren Bru­der Fila­ret die deut­sche Peter-und-Paul-Schule besucht. Zwei Jahre spä­ter wech­seln die Brü­der in eine mili­tä­ri­sche Vor­be­rei­tungs­an­stalt und schließ­lich 1852 in die streng hier­ar­chisch geglie­derte Gar­de­jun­ker­schule. Einem Bericht des Bru­ders zufolge gehörte Mus­sorgsky zu den bes­ten und belieb­tes­ten Schü­lern. Er beherrschte flie­ßend Deutsch und Fran­zö­sisch und wid­mete sich beson­ders der Geschichte und der deut­schen Phi­lo­so­phie. Sein Musik­leh­rer machte ihn mit der rus­si­schen Kir­chen­mu­sik ver­traut, auch sei­nen Kla­vier­un­ter­richt setzte er bei Adolph von Hen­selt fort und hatte sehr bald große Kon­zert­er­folge. Eine erste Polka aus sei­ner Hand wurde ver­legt. Mus­sorgsky wurde Gar­de­of­fi­zier, auch in der Offi­ziers­ge­sell­schaft wusste er durch bestechende pia­nis­ti­sche Fähig­kei­ten auf sich auf­merk­sam zu machen, indem er gerne über Melo­dien aus Verdi-Opern prä­lu­dierte, womit er auch bei der Damen­welt Ein­druck machte. Alex­an­der Boro­din schrieb spä­ter über den Ein­druck, den der sieb­zehn­jäh­rige junge Offi­zier machte: “Mus­sorgsky hatte damals noch etwas ganz und gar Kna­ben­haf­tes an sich. Er war sehr ele­gant und sah aus wie ein Leut­nant auf einem Bil­der­bo­gen; die Uni­form geschnie­gelt und gebü­gelt, die Füß­chen hübsch aus­wärts gestellt, die Haare sorg­lichst fri­siert, poma­di­siert, wun­der­bar gepflegte, gleich­sam model­lierte Hände eines Grand­sei­gneurs. Er hatte aris­to­kra­ti­sche Manie­ren und eine eben­sol­che leicht schnar­rende Spra­che…“. Wel­cher Gegen­satz zu dem Por­trait Ilja Repins aus des Meis­ters Todes­jahr mit zer­zaus­tem Haar, unra­siert und von der Alko­hol­sucht der letz­ten Zeit gezeich­net!

Aus Liebe zur Musik quit­tiert Mus­sorgsky schließ­lich den Mili­tär­dienst, muß sich aber als klei­ner Beam­ter ver­din­gen, um sei­nen Lebens­un­ter­halt zu ver­die­nen. Als Kom­po­nist ist er Auto­di­dakt und ent­zieht sich bewußt jedem aka­de­mi­schen Drill, er küm­mert sich nicht um das, was in Kon­ser­va­to­rien gelehrt wird. Er kennt nur ein Ziel: Wahr­haf­tig­keit des künst­le­ri­schen Aus­drucks. Zusam­men mit Boro­din, Rims­kij-Kor­sa­kow, Dar­go­mysch­sky und Cui bil­det er die „Gruppe der Fünf“, die eine Abkehr von der west­eu­ro­päi­schen Musik hin zu einer natio­na­len rus­si­schen Schule anstre­ben und letzt­lich auch errei­chen. Mus­sorgs­kys Bega­bung hatte zwei Quel­len: einer­seits die Melo­dik und Rhyth­mik der rus­si­schen Volks­mu­sik und ande­rer­seits die uralte Har­mo­nik der rus­si­schen Kir­chen­mu­sik, die damals im euro­päi­schen Raum über­haupt noch nicht bekannt war. Er ist Rea­list und strebt einen mög­lichst natür­li­chen, wahr­haf­ti­gen Aus­druck an. Er ver­sucht nicht, wie die meis­ten Roman­ti­ker, sub­jek­tive Emp­fin­dun­gen dar­zu­stel­len, son­dern er gibt wie­der, was er erlebt. Der Betrun­kene, das Kind oder der von Wahn­sinns­ge­sich­ten gemar­terte Zar wer­den als sol­che im Kunst­werk erlebt dar­ge­stellt.

Die „Bil­der einer Aus­stel­lung“ sind ursprüng­lich ein Werk für Kla­vier, das erst in der Instru­men­ta­tion des Fran­zo­sen Mau­rice Ravel als Orches­ter­werk den Sie­ges­zug durch die Kon­zert­sääle der Welt antritt. Aller­dings sind Ori­gi­nal und Bear­bei­tung in ihrer Wir­kung so ver­schie­den, dass man fast von zwei Wer­ken spre­chen kann. Das Werk ist so groß­ar­tig und beein­dru­ckend, dass es in den letz­ten 150 Jah­ren zu ver­schie­dens­ten Bear­bei­tun­gen kam, sogar für 2 Gitar­ren, was beim Anhö­ren der Ravel’schen Orches­ter­fas­sung unmög­lich erscheint. Die „Bil­der einer Aus­stel­lung“ schil­dern die Ein­drü­cke Mus­sorgs­kys bei der Betrach­tung der Zeich­nun­gen des Malers Vik­tor Hart­mann, jeweils durch ein Zwi­schen­spiel,  „Pro­me­nade“, getrennt. Die zehn Bil­der tra­gen fol­gende Titel:

1) „Gnom“, ein Zwerg trip­pelt vor­über

2) „Das alte Schloß“

3) „Tui­le­rien, Spie­lende Kin­der im Streit“

4) „Bydlo“ ein Och­sen­ge­spann fährt vor­bei

5) „Bal­lett der Küch­lein in den Eier­scha­len“

6) „Samuel Gol­den­berg und Schmuyle“, Zwie­ge­spräch zweier Juden

7) „Der Markt­platz von Limo­ges“, Kei­fende Markt­wei­ber

8) „Die Kata­kom­ben“, gespens­ti­sche Vision in den Kata­kom­ben

9) „Die Hütte der Baba Yaga“, Wil­der Hexen­sab­bat

10) „Das große Tor von Kiew“ Ein­zug des sieg­rei­chen Hee­res in die alte Zaren­stadt.

Vor der Pause wer­den aber die bei­den Jah­res­re­gen­ten, Giu­seppe Verdi und Richard Wag­ner, die Haupt­ver­tre­ter der ita­lie­ni­schen und der deut­schen Oper im 19. Jahr­hun­dert  zu ihrem 200. Geburts­tag gewür­digt. Beide Opern­gi­gan­ten wer­den mit einer Opernou­ver­türe ver­tre­ten sein. Wenn­gleich die bei­den Kom­po­nis­ten ein­an­der nie per­sön­lich begeg­ne­ten, sie wuss­ten von ein­an­der und zumin­dest Verdi schätzte sei­nen Kol­le­gen, auch wenn beide Kom­po­nis­ten durch ihre Umge­bung zu Anti­po­den sti­li­siert wur­den. Spe­zi­ell in Bay­reuth, dem Mekka nicht nur der Wag­ne­ria­ner, son­dern auch des Wag­ner-Clans wusste man sich abzu­kap­seln und nur die Musik des „gro­ßen Meis­ters“ gel­ten zu las­sen. Als der große Tenor Leo Sle­zak, zu einem Vor­sin­gen in Bay­reuth ein­ge­la­den, es wagte, Frau Cosima Wag­ner Othel­los Tod aus Verdi’s „Otello“ vor­zu­sin­gen, ver­ur­sachte dies einen Wut­an­fall der gro­ßen Frau und einen Auf­schrei der Wag­ne­ria­ner; auf den gro­ßen Wag­ner-Tenor konnte man auf dem grü­nen Hügel aber doch nicht ver­zich­ten – was die­sem natür­lich schon vor­her bewusst gewe­sen war.

Die bei­den Opernou­ver­tü­ren wer­den durch Richard Strauss’ „Rosen­ka­va­lier-Suite“ von ein­an­der getrennt. Ein klu­ger Schach­zug des Diri­gen­ten, hat er doch mit Richard Strauss den größ­ten Opern­kom­po­nis­ten des 20. Jahr­hun­derts gewählt, der nicht nur beken­nen­der Wag­ner­ver­eh­rer war, son­dern auch als Direk­tor der Wie­ner Hof­oper und spä­ter Staats­oper bei­spiel­ge­bende Verdi-Auf­füh­run­gen her­aus­brachte.

Richard Wag­ner, Vor­spiel zu „Der flie­gende Hol­län­der“

Als Richard Wag­ner am 22. Mai 1813 in Leip­zig gebo­ren wurde, erfocht Napo­leon bei Gör­litz, in unmit­tel­ba­rer Nähe von Leip­zig sei­nen letz­ten Sieg. Wenige Monate spä­ter unter­lag Napo­leon in der Völ­ker­schlacht bei Leip­zig sei­nen Geg­nern. Wag­ner wuchs in Leip­zig auf, erhielt dort auch eine gedie­gene Aus­bil­dung, etwa durch den Tho­mas­kan­tor und konnte bereits 1833 seine erste Oper, „Die Feen“ vor­le­gen, die er nie zur Gänze hören sollte. Die erste Gesamt­auf­füh­rung fand erst 1888 nach Wag­ners Tod statt.

Über zahl­rei­che Sta­tio­nen als Thea­ter­ka­pell­meis­ter, 1833 Chor­di­rek­tor in Würz­burg, 1834 Kapell­meis­ter der rei­sen­den Bethmann’schen Opern­truppe, mit der er in Mag­de­burg im März 1836 seine zweite Oper „das Lie­bes­ver­bot“ auf­füh­ren konnte, und 1836 Königs­berg, gelangte er, inzwi­schen mit der Schau­spie­le­rin Minna Pla­ner verheiratet,1837 an das Opern­haus in Riga. Wo immer er abreiste (floh?) hin­ter­ließ er Schul­den.

Als Kapell­meis­ter in Riga ver­lebt er zwei rela­tiv ruhige Jahre, wenn man davon absieht, dass er auch hier weit über seine Ver­hält­nisse lebte. Er bringt in der Oper Bel­li­nis „Norma“, Gia­como Mey­er­be­ers „Robert le dia­ble“ oder Joseph Weigls „Die Schwei­zer­fa­mi­lie“ mit gro­ßem Erfolg her­aus. Wag­ner wird mit sei­nem Kapell­meis­ter­da­sein immer unzu­frie­de­ner, er fühlt sich viel­mehr als Kom­po­nist einer Grand opéra. Er arbei­tet auch bereits an einer neuen Oper, deren Text­ent­wurf er bereits vor Riga begon­nen hatte: „Rienzi, der letzte der Tri­bu­nen“. Da Wag­ner diese Oper im Ber­li­ner Opern­haus, des­sen Lei­tung Gas­paro Spon­tini inne hatte, her­aus­brin­gen wollte, ver­suchte er natür­lich diese Oper sti­lis­tisch den Wer­ken Spon­ti­nis anzu­nä­hern. Als er dann sei­nen Plan änderte und die Oper in Paris, der Hoch­burg Mey­er­be­ers, auf­füh­ren las­sen wollte, glich er sie auch des­sen Schreib­weise an und ließ das Text­buch vor­sorg­lich ins Fran­zö­si­sche über­set­zen. Durch einen Inten­dan­ten­wech­sel wurde es der Rigaer Thea­ter­lei­tung erleich­tert, Wag­ner zu kün­di­gen, wodurch die­ser vor dem Schul­den­berg, der sich wie­der ange­häuft hatte, leich­ter flie­hen konnte. Zusam­men mit Minna und dem Neu­fund­län­der Rob­ber über­win­det er dank der Hilfe eines Freun­des die rus­si­sche Grenze und über­re­det im ost­preus­si­schen Pil­lau den Kapi­tän eines Topp­se­gel­scho­ners, ihn samt Frau und Hund an Bord zu schmug­geln. Ein Unwet­ter im Ska­ger­rak zwingt den Kapi­tän an der klei­nen nor­we­gi­schen Insel Boröya anzu­le­gen, bei der Wei­ter­reise gerät das Schiff in einen noch grö­ße­ren Sturm, der sie­ben Tage lang die Men­schen an Bord um ihr Leben zit­tern lässt. Die Erleb­nisse die­ser Reise schla­gen sich unmit­tel­bar nach­her in der Kom­po­si­tion der Oper „der flie­gende Hol­län­der“ nie­der. Spe­zi­ell die Arbeits­rufe der Matro­sen sind in den Matro­sen­lie­dern der Oper nach­zu­hö­ren.

Im Vor­spiel zum „Flie­gen­den Hol­län­der“  bedient sich Richard Wag­ner erst­mals – noch andeu­tungs­weise – jener Leit­mo­tiv­tech­nik, die er in sei­nen spä­te­ren Büh­nen­wer­ken zur vol­len Blüte brin­gen sollte, man denke an die Leit­mo­tive, die sich durch alle vier Opern des „Ring des Nibe­lun­gen“ zie­hen. Schon in der Ouver­türe klin­gen Sen­tas Bal­lade oder die Matro­sen­chöre an.

Richard Strauss, Rosen­ka­va­lier – Suite

In dem musik­his­to­risch inter­es­san­ten Jahr 1864 ( Thron­be­stei­gung Lud­wig des II. von Bay­ern, durch den Richard Wag­ner so sehr geför­dert wer­den sollte und Tod Gia­como Mey­er­be­ers) erblickte Richard Strauss als Sohn des Hof­mu­si­kers Franz Joseph Strauss und sei­ner Frau Jose­phine, geb. Pschorr das Licht der Welt. Müt­ter­li­cher­seits also ein Spross der Mün­che­ner Bier­brau­er­dy­nas­tie Pschorr. Der Vater, als Hor­nist im Münch­ner Orches­ter tätig, ver­suchte lange, sei­nen Sohn von der Musik Wag­ners fern­zu­hal­ten, umso über­wäl­ti­gen­der war für den jun­gen Musi­ker spä­ter ihr Ein­druck , als er mit ihr kon­fron­tiert wurde. Strauss schrieb spä­ter sehr bild­haft über sei­nen Vater, des­sen musi­ka­li­sches  Glau­bens­be­kennt­nis der Tri­ni­tät Mozart, Haydn, Beet­ho­ven galt,: „…wo die Musik von einem Ton­spiel zur Musik als Aus­druck sich bewusst ent­wi­ckelt, da ging mein Vater nur mehr bedingt mit. Er aner­kannte noch den „Tann­häu­ser“; „Lohen­grin“ war ihm zu süß­lich, vor dem spä­te­ren Wag­ner ver­sagte er  voll­stän­dig, trotz­dem die Horn­soli in „Tris­tan“ und „Meis­ter­sin­ger“ kei­ner so see­len­voll vor­trug, wie er…“ Wag­ner selbst spen­dete Vater Strauss das Lob „Die­ser Strauss ist zwar ein unaus­steh­li­cher Kerl, aber wenn er bläst, kann man ihm nicht böse sein.“

Richard Strauss erhielt eine gedie­gene Aus­bil­dung, dar­auf legte der Vater größ­ten Wert, und bereits 12jährig kom­po­niert er einen „Fest­marsch für gro­ßes Orches­ter“, der 1881 vom Ver­lag Joseph Aibl ver­legt wurde und als op. 1 im spä­te­ren Werk­ver­zeich­nis auf­ge­nom­men ist. In der Gym­na­si­al­zeit ent­ste­hen noch eine grö­ßere Anzahl von Kom­po­si­tio­nen, die auch zu Auf­füh­rungs­eh­ren kom­men. Eine Blä­ser­suite op. 7, die er im Auf­trag Hans von Bülows kom­po­niert hatte, ließ ihn die­ser bei einem Kon­zert des Mei­nin­ger Orches­ters ohne Probe diri­gie­ren. Da das Werk von Bülow bes­tens ein­stu­diert wor­den war, war somit Richards Diri­gier­de­but ein Erfolg. 21jährig wird Strauss 1885 Musik­di­rek­tor in Mei­nin­gen, wo ihn sein neuer Freund Alex­an­der Rit­ter mit dem Schaf­fen und Gedan­ken­gut Franz Liszts und Wag­ners bekannt macht. Hier kommt es auch zu einer ers­ten Begeg­nung mit Johan­nes Brahms. 1886 wird er 3. Kapell­meis­ter an der Münch­ner Hof­oper. Mit Unter­bre­chun­gen, auch vor­über­ge­hen­den Anstel­lun­gen etwa in Wei­mar, steigt Strauss bis 1896 zum ers­ten Kapell­meis­ter auf. In die­sen letz­ten 15 Jah­ren des 19. Jahr­hun­derts ent­ste­hen außer der „Alpen­sym­pho­nie“ alle Ton­dich­tun­gen, die heute noch von allen gro­ßen Orches­tern der Welt gern inter­pre­tiert wer­den. Anläss­lich der Urauf­füh­run­gen von „Ein Hel­den­le­ben“ und „Mac­beth“ wird dem jun­gen Kom­po­nis­ten 1891 attes­tiert, ein Vir­tuose der Instru­men­tie­rung zu sein. Man kann Strauss in die­sen Jah­ren durch­aus mit dem heu­ti­gen Schlag­wort „worko­ho­lic“ bezeich­nen, was 1892 zu einem gesund­heit­li­chen Zusam­men­bruch führt. Die Fami­lie der Mut­ter finan­ziert ihm eine sechs­mo­na­tige Gesun­dungs­reise nach Ägyp­ten und Grie­chen­land. Auf die­ser Reise beschäf­tigt er sich erst­mals mit der musi­ka­li­schen Gat­tung Oper. Er kon­zi­piert seine erste Oper „Gun­tram“. Diese wird 1894 urauf­ge­führt, wobei seine spä­tere Frau, Pau­line de Ahna mit­wirkt. Die zweite Oper, „Feu­ers­not“ wird bereits 1901 in Dres­den urauf­ge­führt. Strauss ist als Diri­gent eige­ner Werke sehr viel auf Rei­sen, was natür­lich in der Mün­chen Hof­oper nicht gerne gese­hen wird, ande­rer­seits brüs­tet man sich natür­lich, Arbeits­platz die­ses so berühm­ten, erfolg­rei­chen Künst­lers zu sein. 1905, im Jahr der Urauf­füh­rung der Oper „Salome“, die ja einen Skan­dal aus­löste, stirbt der Vater Franz Joseph Strauss, der dem jüngs­ten Werk sei­nes Soh­nes sicher nichts abge­win­nen hätte kön­nen. Strauss ist sich sei­ner Sache so sicher, dass die Pam­phlete und Pro­teste an ihm abpral­len. Nach einer Serie von sechs Salome-Auf­füh­run­gen in Paris wird er Offi­zier der Ehren­le­gion. 1903 war er bereits Ehren­dok­tor der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg gewor­den. Zwi­schen Strauss und dem Wie­ner Dich­ter Hugo von Hof­manns­thal, den Strauss 1900 in Paris ken­nen­ge­lernt hatte, ent­wi­ckelt sich eine groß­ar­tige Gesprächs- und Arbeits­ba­sis, deren erste Frucht die nächste Oper „Elek­tra“ sein wird. In die­ser Oper reizt Strauss die Gren­zen der funk­tio­na­len Har­mo­nie­lehre bis an ihr äußers­tes Ende, wes­halb auch viele Besu­cher der Urauf­füh­rung das Thea­ter mit Unver­ständ­nis ver­las­sen. Eine Anek­dote besagt, dass nach Ende der Gene­ral­probe, als der Vor­hang fiel, im Publi­kum Toten­stille geherrscht haben soll, wor­auf Strauss in der ers­ten Reihe in sei­ner gan­zen kör­per­li­chen Länge auf­ge­stan­den sein soll und mit den Wor­ten: “also, MIR hat’s g’falln“ einen orkan­ar­ti­gen Applaus pro­vo­ziert haben soll.

Nach „Salome“ und „Elek­tra“ ver­stän­dig­ten sich Strauss und Hof­manns­thal dar­auf, als nächs­tes eine „Mozart-Oper“ zu schrei­ben. Das von Hof­manns­thal ent­wor­fene Sze­na­rio mit der zur Zeit Maria The­re­sias in Wien spie­len­den Komö­die mit dras­ti­scher Komik und pan­to­mi­misch durch­sich­ti­ger Hand­lung begeis­tert den Kom­po­nis­ten. Nach der Über­sen­dung der ers­ten Szene schreibt Strauss an Hof­manns­thal: „..die Szene ist rei­zend, wird sich kom­po­nie­ren las­sen wie Öl und But­ter­schmalz, ich brüte schon. Sie sind da Ponte und Scribe in einer Per­son!“. Am 26. Jän­ner 1911 ist die Urauf­füh­rung in Dres­den, sie ist ein durch­schla­gen­der Erfolg und in kür­zes­ter Zeit wird das Werk an zahl­rei­chen Büh­nen her­aus­ge­bracht. Strauss ist jetzt unbe­strit­ten der größte lebende Opern­kom­po­nist.

Da sich nicht über­all ein Thea­ter befin­det, schon gar nicht eines, das ein Strauss-Orches­ter im Orches­ter­gra­ben unter­brächte, über­all aber der „Rosen­ka­va­lier“ gehört wer­den wollte, sah sich Strauss bald genö­tigt, aus den High­lights sei­ner so erfolg­rei­chen Oper ein Stück für eine kon­zer­tante Auf­füh­rung zu erstel­len. Wir erin­nern uns, wie sein Idol Wolf­gang Ama­deus Mozart Ende des 18. Jahr­hun­derts die „Schla­ger“ sei­ner Opern, die von jedem Gas­sen­bu­ben gepfif­fen wur­den, für „Har­mo­nie­mu­si­ken“ bear­bei­tete – auch um zusätz­li­che Ein­nah­men zu lukrie­ren, die sonst ein ande­rer ein­ge­steckt hätte. Zur Zeit Richard Strauss’ war dies nicht mehr so leicht mög­lich, inzwi­schen gab es ja ein Urhe­ber­recht, an des­sen Zustan­de­kom­men Strauss gro­ßen Anteil gehabt hatte. So ent­stand die Rosen­ka­va­lier-Suite.

Giu­seppe Verdi, Ouver­türe zu „La forza del destino“

Der zweite Jah­res­re­gent, Giu­seppe Verdi, erblickte das Licht der Welt am 10. Okto­ber 1813 in dem Dorf Ron­cole bei Bus­seto, wo sein Vater eine kleine Gast­wirt­schaft mit ange­schlos­se­nem Wein- und Lebens­mit­tel­han­del betrieb. Offen­bar zeigte sich sehr früh die musi­ka­li­sche Ver­an­la­gung des Kna­ben, denn er erhielt bereits 1818 beim Orga­nis­ten und Dorf­leh­rer sei­nes Hei­mat­or­tes Musik­un­ter­richt. Als die­ser Orga­nist, Pie­tro Baistroc­chi, 1823 starb, konnte der 10jährige Giu­seppe wäh­rend der Pfarr­mes­sen schon des­sen Auf­gabe über­neh­men. In die­sem Jahr stimmte Ver­dis Vater zu, daß der Knabe im nahen Bus­seto Quar­tier nahm und seine musi­ka­li­sche Aus­bil­dung bei Fer­di­nando Pro­vesi, dem Orga­nis­ten und Kapell­meis­ter der Stifts­kir­che und Direk­tor der „Filar­mo­nica” fort­setzte. Der Prä­si­dent die­ser „Società filar­mo­nica”, der rei­che Kauf­mann und Musik­mä­zen Anto­nio Barezzi nahm sich des Kna­ben an, Verdi sah in ihm so etwas wie einen zwei­ten Vater. Barez­zis Ein­fluß ist auch die Über­sied­lung Ver­dis nach Mai­land zu wei­ter­füh­ren­den Stu­dien am Kon­ser­va­to­rium zu dan­ken. Obwohl Verdi die Auf­nah­me­prü­fung nicht bestand, weil er von außer­halb kam, die Alters­grenze über­schrit­ten hatte und seine Kla­vier­tech­nik angeb­lich man­gel­haft war, finan­ziert Barezzi, der an das Talent des jun­gen Man­nes glaubte, seine pri­vate Aus­bil­dung bei Vin­cenzo Lavi­gna. 1834 debut­ierte er als Lei­ter einer Auf­füh­rung von Haydns „Schöp­fung”. 1836 kehrte er nach Bus­seto zurück, um für die societa filar­mo­nica  und die Gemein­de­mu­sik­schule tätig zu wer­den. Er ehe­lichte die ältere Toch­ter sei­nes För­de­rers Barezzi. In der Abge­schie­den­heit  von Bus­seto kom­po­nierte er seine erste Oper „Oberto”, die bei ihrer Urauf­füh­rung an der Mai­län­der Scala so gro­ßen Erfolg hatte, daß Verdi den Auf­trag für eine Opera buffa für die nächste Sai­son erhielt. Nach einem Libretto von Felice Romani ent­stand „Il finto Sta­nis­lao” oder „Un giorno di regno”. Die Kom­po­si­tion wurde durch den Tod von Ver­dis Frau Mar­ghe­rita und der bei­den Kin­der Vir­gi­nia und Ici­lio Romano schwer beein­träch­tigt, die Oper wird ein glat­ter Durch­fall und nach nur einer Auf­füh­rung abge­setzt. Verdi ist durch die­sen Miss­erfolg und die schwe­ren Schick­sals­schläge depres­siv und erwägt, sich vom Kom­po­nie­ren zurück zu zie­hen. Der Legende nach soll ihn der Impre­sa­rio Bar­to­lo­meo Marelli mit dem Libretto zu „Nabucco“ ein­ge­sperrt haben, mit der Dro­hung ihn erst her­aus zu las­sen, wenn er zu Kom­po­nie­ren begon­nen hätte. Der Text zu dem Gefan­ge­nen­chor habe dann das Wun­der voll­bracht und Verdi der Musikw­welt zurück­ge­ge­ben haben. „Nabucco“ wurde ein Sen­sa­ti­ons­er­folg. Die nächs­ten 16 Jahre nannte Verdi spä­ter seine „Galee­ren­jahre“, wegen der Quan­ti­tät sei­ner Arbeit. Dank eines sehr guten Ver­tra­ges mit dem Ver­le­ger Giu­lio Ricordi, der dem Ver­lags­haus noch heute Unsum­men ein­bringt, ver­diente Verdi her­vor­ra­gend und konnte um Bus­seto Land und schließ­lich auch den Palazzo Dordoni Cavalli erwer­ben. Anfang der 1850iger Jahre ent­stan­den die drei Opern, die sei­nen Welt­ruhm begrün­den soll­ten: „Rigo­letto“, „Il tro­va­tore“ und „La Tra­viata“. Nun besann er sich, nach den Thea­tern Ita­li­ens, spe­zi­ell aus­län­di­sche Büh­nen zu erobern. So schrieb er für Kairo, anläss­lich der Eröff­nung des Suez-Kana­les, „Aida“ und für Paris „Mac­beth“ und „Don Car­los“. Gegen 1859/60 ent­stand für St. Peters­burg die Oper „La forza del destino“, zu deren Ein­stu­die­rung er mit sei­ner zwei­ten Gemah­lin, der Sän­ge­rin Giu­sep­pina Strep­poni, die schon in der Urauf­füh­rung des „Nabucco“ mit­ge­wirkt hatte, in die rus­si­sche Metro­pole reiste. Anläss­lich der Urauf­füh­rung emp­fängt der Zar den Kom­po­nis­ten in sei­ner Loge und zeich­net ihn mit dem Sta­nis­laus-Orden aus.

Der Inhalt der „Macht des Schick­sals“ ist, wie die meis­ten Libretti Ver­dis, eine heil­lose Geschichte von Ver­wechs­lun­gen, Intri­gen, Stan­des­dün­kel, Ras­sen­haß ‚Rache und nie gestill­ter Sehn­sucht nach Frie­den. Er beginnt mit einem zer­stör­ten Fami­li­en­idyll, über   hass­erfüllte Ver­fol­gungs­jag­den, Kriegs­ge­scheh­nisse mit Freund­schafts­schwü­ren der bei­den männ­li­chen Haupt­fi­gu­ren, den Ein­tritt in ein Klos­ter und die Abge­schie­den­heit in einer Kar­tause führt er schließ­lich zum erbit­ter­ten Zwei­kampf und am Ende lie­gen drei Lei­chen auf der Bühne. In der Ouver­türe ist die düs­tere Stim­mung der Oper prä­sent, auch wenn die glü­hende Bitte Leo­no­ras um Frie­den in zar­tes­ten Tönen ver­söhn­lich stim­men soll.

Dr. Alfred Wil­lan­der