Brandenburg-Konzert-Tritonus-BadenSams­tag 05.04.2014, 19.30 Uhr
Con­gress Casino Baden

Diri­gent: Nor­bert Pfaf­fl­meyer

Capella Sava­ria

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Johann Sebas­tian Bach: 6 Bran­den­bur­gi­sche Kon­zerte

Am 21. März 1685 wurde dem Eisen­acher Stadt- und Hof­mu­si­kus Johann Ambro­sius Bach und sei­ner Frau Eli­sa­beth, gebo­rene Läm­mer­hirt, als jüngs­tes von sie­ben Kin­dern ein Sohn gebo­ren, den sie Johann Sebas­tian tauf­ten. Die­ser schrieb Jahr­zehnte spä­ter eigen­hän­dig einen „Lebens­lauf“, der in aller Beschei­den­heit und Kürze wie folgt lau­tete:
„Joh: Sebas­tian Bach, des Joh: Ambro­sii Bachens jüngs­ter Sohn, ist gebo­ren in Eisen­ach An. ( anno) 1685, den 21ten Merz. Ward 1) Hof­mu­si­kus in Wei­mar bey Her­zog Johann Ernes­ten An. 1703. 2) Orga­nist in der neuen Kir­che zu Arn­stadt 1704. 3)Organist zu St. Bla­sii Kir­che in Mühl­hau­sen An. 1707. 4) Kam­mer- und Hof­or­ga­nist in Wei­mar, An. 1708. 5) An eben die­sem Hofe An. 1714 Con­zert­meis­ter zugleich. 6) Kapell­meis­ter und Direk­tor der Kam­mer­mu­sik am Hoch­fürstl. Anhalt Köthen­schen Hofe An. 1717. 7) Wurde von da An. 1723 als Direk­tor Cori Musici und Can­tor an der Tho­mas Schule nach Leip­zig votiert, allwo er noch bis jetzo nach Got­tes Wil­len lebet, u. zugleich von Haus aus als Kapell­meis­ter von Wei­ßen­fels u. Köthen in func­tion ist….“ Bachs Sohn Phil­ipp Ema­nuel ver­voll­stän­digte diese Auf­stel­lung ebenso schlicht mit dem knap­pen Zusatz „Starb 1750 d. 30. Julius.“

Kür­zer ließe sich die Bio­gra­phie des gro­ßen Bach, der nach sei­nem Able­ben fast in Ver­ges­sen­heit geriet, nicht dar­stel­len. Er wurde erst knapp hun­dert Jahre spä­ter durch Felix Men­dels­sohn – Bar­tholdy wie­der ent­deckt, und mit Mozart auf eine Stufe gestellt, wobei große Geis­ter noch immer strei­ten, wer der grö­ßere sei.

Bei die­ser Kür­zest-Bio­gra­phie, in der der Meis­ter nur seine Lebens­sta­tio­nen auf­lis­tete, darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass er bereits zehn­jäh­rig Waise gewor­den und von sei­nem ältes­ten Bru­der Johann Chris­toph, Orga­nist in Ohrd­ruf, auf­ge­zo­gen wurde und schon früh in der Latein­schule durch Orgel­spiel und sons­tige Dienste sei­nen Lebens­un­ter­halt ver­die­nen musste. Auch muss ehr­li­cher­weise erwähnt wer­den, dass Bach des Öfte­ren von sei­nen Dienst­herr­schaf­ten im Unfrie­den schied, weil er etwa einen ein­mo­na­ti­gen Urlaub, uner­müd­li­chem Orgel­stu­dium bei dem gro­ßen Orga­nis­ten Diet­rich Bux­te­hude in Lübeck hin­ge­ge­ben, um ein Vier­tel Jahr über­zog, oder auch „ohn­längst eine fremde Jung­fer habe auf das Chor bie­ten und musi­zie­ren las­sen..“. Was damals natür­lich eine frist­lose Ent­las­sung aus Arn­städ­ter Diens­ten nach sich zog.

In sei­ner nächs­ten Lebens­sta­tion, in Mühl­hau­sen, ehe­licht er 23jährig seine Base Maria Bar­bara Bach, jene „fremde Jung­fer“ aus Arn­stadt. Die­ser Ehe ent­stam­men zwei Töch­ter und fünf Söhne, dar­un­ter die spä­te­ren Kom­po­nis­ten Wil­helm Frie­de­mann (1710), Carl Phil­ipp Ema­nuel (1714). Nach 9 Jah­ren als Cem­ba­list, Vio­li­nist und schließ­lich Hof­or­ga­nist in Wei­mar nimmt Bach 1717 eine Beru­fung an den Hof Her­zog Ernst Augusts von Köthen als „Hof­ka­pell­meis­ter und Direk­tor der fürst­li­chen Kam­mer­mu­si­ken“ an. Da Bach zu sei­nem Dienst­herrn ein freund­schaft­li­ches Ver­hält­nis gewinnt, beglei­tet er ihn auf zahl­rei­chen Rei­sen. Nach dem Tod sei­ner Frau Maria Bar­bara 1720 ver­hei­ra­tet sich der Kom­po­nist 1721 ein zwei­tes Mal mit der Sän­ge­rin Anna Mag­da­lena Wilcken, der Toch­ter des Wei­ßen­fel­ser Hof­trom­pe­ters. Diese zweite Frau, die ihm wei­tere sechs Söhne, dar­un­ter die Kom­po­nis­ten Johann Chris­toph Fried­rich (1732) und Johann Chris­tian (1735), den „Lon­do­ner Bach“, und sie­ben Töch­ter schen­ken sollte, wurde die Wid­mungs­trä­ge­rin des bekann­ten „Noten­büch­lein für Anna Mag­da­lena“.

Auf Auf­trag des Soh­nes des „Gro­ßen Kur­fürs­ten“, Mark­graf Chris­tian Lud­wig von Bran­den­burg, schreibt Bach 1721/22 sechs Kon­zerte, die sti­lis­tisch den „con­certi grossi“ eines Corelli oder Vivaldi ent­spre­chen: ein „con­cer­tino“ wett­ei­fert mit einem „tutti“. Dem Auf­trag­ge­ber ver­dan­ken die Kon­zerte ihren Namen „Bran­den­bur­ger Kon­zerte“.

Die Bran­den­bur­gi­schen Kon­zerte

Im sel­ten gespiel­ten ers­ten Kon­zert in F‑Dur, BWV 1046 steht dem „Tutti“ aus einem cho­ri­schen Streich­quar­tett ein „Con­cer­tino“ bestehend aus 2 Oboen und Fagott, oder 2 Hör­ner und Fagott gegen­über. Solis­tisch tritt auch eine Quart­geige (eine kleine Terz höher als die heu­ti­gen Gei­gen gestimmt) her­vor, die beson­ders im lang­sa­men Satz einen schwer­mü­ti­gen Zwie­ge­sang mit der Oboe anstimmt.

Im zwei­ten Kon­zert in F‑Dur, BWV 1047 tre­ten dem „Tutti“ Flöte, Oboe, Trom­pete und Vio­line als „Con­cer­tino“ gegen­über, wobei beide Grup­pen – im Gegen­satz zum ers­ten Kon­zert – eigene The­men haben, wodurch sich im Wech­sel­spiel feinste kon­tra­punk­ti­sche Ein­fälle erge­ben. Im Mit­tel­satz ist dem leb­haf­ten Baß ein schö­nes Ter­zett von Flöte, Oboe und Vio­line gegen­über­ge­stellt. In der Fuge des letz­ten Sat­zes ist spe­zi­ell der Trom­pete eine loh­nende Auf­gabe gestellt.

Eines der meist­ge­spiel­ten Kon­zerte, das zwei­sät­zige dritte Kon­zert in G‑Dur, BWV 1048 stellt dem Streich­or­ches­ter ein Cem­balo gegen­über, Blä­ser feh­len völ­lig. Aus dem „Tutti“ des Streich­or­ches­ters wer­den drei Grup­pen von Soli, Gei­gen, Brat­schen und Celli abge­son­dert und tre­ten ein­zeln oder gemein­sam mit dem „Tutti“ in Wett­streit.

Auch dem vier­ten Kon­zert in G‑Dur, BWV 1049 begeg­net man nur sel­ten. In dem drei­sät­zi­gen Kon­zert wird das „Con­cer­tino“ von einer Vio­line und zwei Flö­ten gebil­det. Im ers­ten, aus­ge­dehn­ten Satz kann die vir­tuos behan­delte Geige bril­lie­ren. Einem Andante folgt eine große Fuge als Schluss­satz.

Im fünf­ten Kon­zert in D‑Dur, BWV 1050 besteht das „Con­cer­tino“ aus Flöte, Geige und Cem­balo, wobei das Cem­balo nicht nur die Auf­gabe eines Gene­ral­bass­instru­men­tes hat, son­dern solis­tisch füh­rend her­vor­tritt. Spe­zi­ell im ers­ten Satz fal­len Flöte und Geige mäh­lich zurück und über­las­sen dem Cem­balo das Wort und eine groß­an­ge­legte Kadenz. Im lang­sa­men zwei­ten Satz tra­gen die drei Instru­mente des „Con­cer­tino“ allein einen inni­gen Kla­ge­ge­sang vor. In unglaub­lich schö­ner kano­ni­scher Folge spin­nen die Soli das Thema fort, ehe im hei­te­ren letz­ten Satz musi­kan­ti­scher Über­mut die Ober­hand gewinnt.

Das sechste Kon­zert in B‑Dur, BWV 1051 wird eben­falls, wie die Kon­zerte Nr. 1 und Nr. 4, nur sel­ten gespielt. Die alter­tüm­li­che Beset­zung mit 2 Brat­schen, 2 Gam­ben, Cello, Kon­tra­baß und Cem­balo steht sei­ner Ver­brei­tung im Wege. Dunkle Töne domi­nie­ren, die hel­len Gei­gen feh­len. Gerade diese Beset­zung aber gibt dem Werk sei­nen geheim­nis­vol­len Klang.

Dr. Alfred Wil­lan­der