Tritonus Ouvertuere IISamstag, 07. 03. 2020, 19.30 Uhr
Congress Casino Baden

Ouverture II

Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Nicolai, Wagner, Verdi, Rossini, Suppè, Bernstein

Brünner Philharmoniker
Dirigent: Norbert Pfafflmeyer

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E-Mail: tickets.ccb@casinos.at

Telefon: 02252 – 444 96 444

Direkt: Mo – Sa: 13.00 – 19.00 Uhr; So: 13.00 – 18.00 Uhr; an Veranstaltungstagen ist die Abendkasse bis 20.00 Uhr geöffnet.
Restkarten an der Abendkasse.
Congress Casino Baden; Kaiser Franz Ring 1; 2500 Baden

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200 Jahre Opernouvertüre

Eine Gruppe kunstsinniger florentinischer Aristokraten unter Führung des Giovanni Maria di Bardi, Conte di Vernio, typische Vertreter der Renaissance, die sich „Camerata“ nannte, versuchte im 16. Jahrhundert die Urform des griechischen Theaters zu rekonstruieren. Die Herren der Camerata haben zwar nicht das griechische Theater gefunden, aber sie fanden Neues: sie begründeten damit unsere Oper. „Fin l’ anno 1594“, wie ein Zeitzeuge berichtete, also Ende des Jahres 1594, erklang in Conte Bardis Florentiner Palazzo Jacopo Peris Oper „Dafne“ nach einem Text des florentinischen Dichters Ottavio Rinuccini. Leider sind von dieser Oper nur noch Bruchstücke erhalten. Diese neue Kunstgattung verbreitete sich sehr schnell, es entstanden Opernzentren in Neapel, Rom und Venedig und etwas später auch in Frankreich, nicht zuletzt dank dem Italiener Giovanni Battista Lulli, der sich dann am französischen Hof Jean Baptiste Lully nennen sollte. Zu Beginn so einer Oper erklang eine „Sinfonia“, ein dreiteiliges Instrumentalstück, wobei sich bald zwei Sinfonia-Typen entwickelten: die italienische sinfonia war schnell – langsam – schnell, wogegen die französische sinfonia langsam – schnell – langsam war. Aus der italienischen sinfonia entstand später unsere heutige „Symphonie“. Joseph Haydn entwickelte aus der dreisätzigen Sinfonia durch Einfügung eines zusätzlichen Satzes, des Menuetts an dritter Stelle, die heutige viersätzige „Symphonie“.

Die „Sinfonia“ als Einleitungsstück, die ein absolut eigenständiges Stück Musik war und mit dem musikalischen Geschehen in der nachfolgenden Oper nichts zu tun hatte, hielt sich bis in die Zeit Mozarts und wurde durch die „Ouverture“ ersetzt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand aus den lustigen Einschüben zwischen die Akte der „Opera seria“ eine neue eigenständige Opernform, die „opera buffa“. Man stelle sich vor, dass so eine opera seria, meist mit mythologischem Inhalt, mehrere Stunden dauerte, weshalb die Zuhörer zwischendurch aufmunternde lustige Einschübe brauchten. Beginnend mit Mozarts späten Opern, aber besonders im 19. Jahrhundert, wurden Opernouvertüren komponiert, in denen die musikalischen Höhepunkte schon in der Ouvertüre vorweggenommen wurden, bzw. als musikalischer Appetitmacher erklangen.

In Mozarts letzter Oper, „Die Zauberflöte“, einem deutschen Singspiel, erleben wir eine frühe Ouvertüre, in der Anklänge des musikalischen Geschehens sehr subtil erklingen, aber nicht betont werden. Generationen von Wissenschaftlern schrieben seit ihrem Entstehen schon tausende Arbeiten über die Geheimnisse dieser Oper, ist sie eine Märchenoper, oder eine Freimaureroper oder nur sonst eine humanistische Oper. Auf jeden Fall ist die „Zauberflöte“ seit über 200 Jahren eine der meist gespielten Opern.

Ludwig van Beethovens „Fidelio“ hat eine eigene Geschichte. Man denke an drei „Leonorenouvertüren“ zu jeder Fassung der Oper, bis mit der Ouvertüre zu „Fidelio“, jene gefunden ist, die heute die Oper eröffnet, die anderen drei sind wunderbare Konzertliteratur, wobei die „Dritte Leonorenouvertüre“ gerne nach der Kerkerszene als Überleitung zum Finale gespielt wird. Den Leonorenouvertüren gemeinsam ist das Zitat des Trompetensignales, das im Operngeschehen die endgültige Befreiung Florestans ankündigt. Fidelio wird vielfach als „Befreiungsoper“ bezeichnet.

Webers „Freischütz“, die erste wirkliche deutsche Oper ist eine reine romantische Oper mit märchenhaftem Inhalt, wobei eine Gruselszene, die „Wolfsschlucht“, nicht fehlen darf. Im Vorspiel zum Freischütz werden dem Zuhörer schon einige „Highlights“ des Stückes angekündigt.

Franz Schubert hatte Zeit seines kurzen Lebens die Sehnsucht, eine Oper zu schreiben, diese sind aber wegen schwacher Libretti und zu lyrischen Inhalten nicht wirklich publikumswirksam gewesen. So herrlich die Musik der „Zauberharfe“ im Konzertsaal erklingt, auf der Opernbühne ist sie leider nicht publikumswirksam. In dem „Schauspiel mit Musik“, wie das Werk nicht umsonst bezeichnet wird, ist eine Zauberharfe der Motor des Geschehens. Nach Mozarts „Zauberflöte“ waren derartige Zauberopern höchst modern. Wie sich gezeigt hat, waren sie aber nicht wirklich dramatisch genug, um Zuhörer ins Theater zu locken.

Otto Nicolai, der Mitbegründer der Wiener Philharmoniker, schuf mit seinem deutschen Singspiel „Die lustigen Weiber von Windsor“ eine köstliche Version des Shakespeare’schen Falstaff-Stoffes, ein wunderbares Gegenstück zu Giuseppe Verdis letzter Oper „Falstaff“, der letzten „opera buffa“ überhaupt.

Die Operngeschichte des 19. Jahrhunderts ist von zwei Komponisten desselben Geburtsjahres 1813 beherrscht: von dem Deutschen Richard Wagner und dem Italiener Giuseppe Verdi. Auch wenn sie von ihren Anhängern gegeneinander stilisiert wurden, haben die beiden Menschen einander respektiert und geschätzt, ähnlich den Komponisten Johannes Brahms und Anton Bruckner, die einander durchaus schätzten, aber von ihren Anhängern und Parteigängern zu Todfeinden stilisiert wurden.

„Die Meistersinger von Nürnberg“ ist Richard Wagners einziges Werk nicht heldischen sondern eher komödiantischen Inhalts. Wagner hatte doch in seinen Opern das Leitmotiv zum Träger des musikalischen Geschehens erhoben. Durch diese Leitmotive ist es dem Zuhörer möglich, sofort inhaltliche Assoziationen herzustellen. Natürlich sind sie schon in der jeweiligen Ouvertüre andeutungsweise zitiert. Für uns heutige Zuhörer ist in den „Meistersingern“ vielleicht etwas zu viel Deutschtümelei.

Giuseppe Verdis „Luisa Miller“ nach Friedrich von Schillers „Kabale und Liebe“ ist eine typische italienische Nummernoper im Gegensatz zur durchkomponierten deutschen Oper Wagners.

Gioacchino Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ ist eine typisch italienische opera buffa lustigen Inhalts. Sie ist inhaltlich der erste Teil jener Trilogie von Beaumarchais, die mit “Figaros Hochzeit” fortgesetzt und mit der “ehrbaren Mutter” beendet wird. Die zweite Oper, durch Lorenzo da Ponte in ein wunderbares Libretto umgearbeitet, ist der Höhepunkt der Gattung Opera buffa, Mozarts „Le nozze di Figaro“. Diese Ouvertüre ist noch eine, in der es kaum Anklänge an die spätere Handlung gibt.

Franz von Suppè, der erste österreichische Operettenkomponist, der auch einige Opern komponierte, war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wien allgegenwärtig. Neben Offenbach wurden nur Suppè-Operetten gespielt. Seine Oper „Pique Dame“ geriet neben der gleichnamigen Oper Tschaikowskys in Vergessenheit.

Von Leonard Bernsteins Oper „Candide“ gibt es zwei Fassungen aus 1956 und 1973. Bernstein, einer der führenden Dirigenten und Komponisten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte seinen Durchbruch mit dem Musical „Westside Story“, konnte aber mit seinen anderen Werken auch große Erfolge erzielen. „Candide“ ist schwer auf der Bühne zu realisieren und benötigt ein großes Orchester, was viele Theaterverantwortliche schreckt. Einige Nummern aus dieser Oper sind immer wieder in Konzerten zu hören.

Dr. Alfred Willander